Mehrheit unterstützt EU-Krisenmanagement. Ende des vergangenen Jahres vertrauten nur noch 58 Prozent dem Euro. Kühnel spricht generell von einer „Vertrauenskrise“.
Wien/Wb. Die Österreicher vertrauen zwar mehrheitlich auf das Krisenmanagement der EU. 41 Prozent sind der Ansicht, dass die Union in der Krise in die richtige Richtung steuert (29 Prozent glauben, in eine falsche Richtung). Gleichzeitig sinkt aber der Zuspruch für die gemeinsame Währung. Ende des vergangenen Jahres vertrauten nur noch 58Prozent dem Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 64Prozent. Das ist ein erstes Ergebnis der jüngsten Eurobarometer-Umfrage, die in allen Mitgliedstaaten durchgeführt wird.
Wie Richard Kühnel, Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Österreich, am Dienstag betonte, gibt es zahlreiche Teilnehmerländer, in denen das Vertrauen in den Euro sogar gestiegen ist. Unter ihnen ist Griechenland, aber auch Finnland. Kühnel spricht generell von einer „Vertrauenskrise“. Die EU-Kommission werde deshalb im kommenden Jahr mehrere Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen der Bevölkerung, aber auch der Wirtschaft zu stärken.
Als Beispiel nennt Kühnel das „Europäische Semester“, über das die Kommission dieses Jahr eine stärkere Kontrolle der Haushalte erstmals flächendeckend umsetzen möchte. Jedes Land muss nationale Reform- und Konsolidierungsprogramme vorlegen, die von der Kommission überprüft und öffentlich bewertet werden. Gleichzeitig werde es eine weitere Regulierung der Finanzmärkte geben. Unter anderem werde ein neuer rechtlicher Rahmen für Ratingagenturen vorbereitet. Ihre Einschätzungen sollen dadurch transparenter und vergleichbarer werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2012)