S&P sieht "teilweisen Zahlungsausfall" für Griechenland

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Die Kreditwürdigkeit Griechenlands wurde weiter abgestuft. S&P hat auch den Ausblick für den Rettungsschirm wegen der unsicheren Entwicklung in Österreich auf negativ herabgesetzt.

Die Ratingagentur Standard & Poor's reagiert auf den ausgehandelten Schuldenschnitt für Griechenland mit einer Abstufung der Kreditwürdigkeit. Sie senkte am späten Montag wie bereits angedroht die mangelhafte Note "CC" auf ein "Selective Default", also einen teilweisen Zahlungsausfall. Außerdem setzte S&P den Ausblick für den europäischen Rettungsfonds EFSF auf negativ herab. Damit ist in den kommenden zwei Jahren eine weitere Herabstufung möglich, nachdem der Fonds im Jänner bereits die Bestnote "AAA" verloren hat. Grund sei die unsichere Entwicklung in Frankreich und Österreich, deren "AA+"-Rating ebenfalls mit einem negativen Ausblick versehen ist, teilte S&P am Montag mit.

Die Kreditkapazität des EFSF von 440 Milliarden Euro stützt sich wesentlich auf die beteiligten Länder mit "AA+"-Rating - Frankreich und Österreich - sowie Deutschland, die Niederlande, Finnland und Luxemburg, die allesamt mit der Bestnote "AAA" bewertet werden. Sollte eines dieser Länder unter die Schwelle von "AA+" sinken und weitere Garantien ausbleiben, droht laut S&P auch dem EFSF eine Herabstufung. Das Ratingunternehmen hatte Mitte Jänner Frankreich und Österreich seine Bestnote "AAA" aberkannt und weitere Euro-Länder herabgestuft. Die Entscheidungen verpufften damals jedoch weitgehend an den Finanzmärkten. Bei den Ratingagenturen Fitch und Moody's hat der EFSF schließlich auch noch seine Bestnote.

Nach Angaben des Präsidenten der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, war die Abstufung Griechenlands eingeplant und kam "wie erwartet". "Diese oder mögliche ähnliche Entscheidungen von Ratingagenturen waren rechtzeitig vorweggenommen und wurden in die Planung zur Privatgläubigerbeteiligung einkalkuliert", sagte Juncker in der Nacht zum Dienstag. Er nehme die Entscheidung von Standard & Poor's "zur Kenntnis".

Der Eurorettungsschhirm

Der EFSF wurde im Mai 2010 geschaffen, nachdem Griechenland als erster Euro-Staat mit einem Kreditpaket der Partnerstaaten vor der Pleite gerettet werden musste. Er nimmt mit Garantien seiner Mitgliedstaaten Kredite am Kapitalmarkt zur Finanzierung hoch verschuldeter Euro-Länder auf, die sich nicht mehr selbst zu tragbaren Kosten finanzieren können. Portugal und Irland waren die ersten Nutzer des Fonds, auch Griechenlands zweites Rettungspaket wird über den EFSF gestemmt. Im Juli soll der permanenten Rettungsmechanismus ESM eingeführt werden. Der ESM soll im Gegensatz zum EFSF auch mit einer Bareinlage ausgestattet werden. Damit soll die Kreditwürdigkeit und Schlagkraft gestärkt werden.

Die Märkte zeigten sich am Montag aber zunächst wenig beeindruckt von der Entscheidung. Der EFSF hatte zuletzt problemlos am Anleihemarkt refinanziert. Die Spar- und Reformanstrengungen in Krisenländern wie Italien und Spanien und die großzügige Versorgung der Europäischen Zentralbank (EZB) der Banken mit Liquidität haben seit Jahresbeginn für eine merkliche Entspannung an den Anleihemärkten der Eurozone gesorgt.

(APA/Reuters/dpa)

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