„Versteckte“ Eurohilfe steigt weiter stark an

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Symbolbild(c) AP (Michael Probst)
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Die deutsche Bundesbank hat Forderungen von 616 Mrd. Euro gegenüber dem Süden aufgebaut. Sollte es zu Zusammenbruch des Eurosystems kommen, würden Forderungen der nördlichen Länder de facto uneinbringlich werden.

Wien/jil. Die Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber dem Eurosystem (das sogenannte Target2-Saldo) sind im März auf rund 616 Mrd. Euro angestiegen.  Das entspricht einem Plus von 12,6 Prozent gegenüber dem Vormonat und einem Plus von 90,6 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Dies ist insofern bemerkenswert, als Target2 eigentlich dem finanziellen Ausgleich bei grenzüberschreitenden Geschäften innerhalb der Eurozone dient und die Salden langfristig daher ausgeglichen sein sollten.

Kapitalflucht im Süden

Seit Ausbruch der Eurokrise steigen jedoch die Target2-Diskrepanzen zwischen den nördlichen Euroländern (Deutschland, Finnland, Luxemburg, Holland) und dem Rest (auch Österreich hat ein negatives Target2-Saldo) immer stärker an. Kritiker wie der renommierte deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn vermuten, dass Target2 für versteckte Transfers aus dem solventen Norden in den schwer überschuldeten Süden Europas missbraucht wird. Dieses Geld werde als Schmiermittel für den angeschlagenen Bankensektor im Süden verwendet, der wegen der anhaltenden Kapitalflucht unter großem Druck steht.

Die Target2-Forderungen und Verbindlichkeiten existieren zwar gegenüber der EZB, diese ist aber nur Clearingstelle für die Forderungen und Verbindlichkeiten der nationalen Zentralbanken untereinander. Sollte es zu einem Zusammenbruch des Eurosystems kommen, würden die Forderungen der nördlichen Länder de facto uneinbringlich werden. Ihre Zentralbanken – allen voran die Deutsche Bundesbank – würden deshalb ein nicht einschätzbares Risiko eingehen, so die Kritik.

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