Am Ende werde nur noch ein „Kern-Euro“ übrig bleiben, so der Ökonom. Eine Währungsunion könne ohne Finanzministerium nicht funktionieren.
[Wien/ju] Mit seinen Sparprogrammen sei Europa gerade dabei, wirtschaftlichen Selbstmord zu begehen, sagte US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph S. Stiglitz am Donnerstag in Wien. Austeritätsprogramme hätten noch nie Wirtschaftskrisen gelöst, gefragt sei eine Wachstumsstrategie. Dass ein Euroland nach dem anderen jetzt in die Rezession falle, zeige dies deutlich. Dem Euro in der derzeitigen Form gibt der amerikanische Parade-Keynesianer keine Chance: Dieses „politische Projekt“ werde zerfallen, übrig bleiben werde ein "Kern-Euro“ mit ein paar Ländern rund um Deutschland.
In einem Interview mit der "ZIB 2" trat Stiglitz einmal mehr für Euro-Bonds und ein europäisches Finanzministerium ein. "Ein gemeinsamer Währungsraum kann ohne solch einen Institution nicht funktionieren", so der Nobelpreisträger. Nur Budgetdisziplin reiche nicht aus, die Krise sei schließlich auch nicht durch verantwortungslose Budgetpolitik verursacht worden. "Vorher hatten Spanien oder Irland einen Überschuss", so Stiglitz.
Die Schuldenkrise und die damit einhergehenden Sparpakete haben laut Stiglitz auch zu "einer Art Demokratiedefizit" in Europa geführt. Allerdings räumte der US-Ökonom ein, dass Länder, die Geld leihen, dies eben zu den Konditionen der Kreditgeber tun müssen.