Finanz-Aufsicht sperrt Kaupthing-Konten

(c) EPA (Kaupthing/ho)
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Die österreichische Finanzmarkt-Aufsicht hat die Konten der isländischen Kaupthing-Bank eingefroren. Überweisungen sind für die 200 bis 300 Kunden bis auf weiteres nicht möglich. Islands Regierungs-Chef wirft den britischen Behörden "Gräulmaßnahmen" vor.

Die Österreichische Finanzmarktaufsicht hat die Konten der Kaupthing Edge eingefroren. Der österreichischen Zweigstelle ist es "untersagt, Einlagen hereinzunehmen und Überweisungen der Einlagen auf einem österreichischen Bankkonto vorzunehmen". Die Sperre gilt für "die Dauer der Gefährdung, längstens jedoch 18 Monate". Das teilte die FMA heute in einer Aussendung mit. Unter "Gefährung" dürfte gemeint sein, dass die Kaupthing das Geld aus dem Land abzieht.

Auf der Homepage der Kaupthing Edge Österreich findet man dazu, dass der Zugriff auf Online-Konten derzeit nicht möglich ist. In Österreich hat die Kaupthing Bank hat seit ihrem Markteintritt vor über vier Wochen 200 bis 300 Kunden gewinnen können. Seit dem Start Anfang September wurden von ihnen rund drei Millionen Euro auf die Online-Sparkonten eingezahlt. Das Geld liegt auf dem Konto einer österreichischen Bank und wurde noch nicht ins Ausland transferiert.

Für Kunden wurde eine Hotline unter

0800 070070

eingerichtet.

Auch finnische Aufsicht sperrt Kaupthing

Die finnische Finanzaufsicht Rata hat am Donnerstag die Operationen der isländischen Kaupthing-Bank in Finnland unterbunden und das Finanzinstitut unter Aufsicht gestellt. Die in Finnland befindlichen Guthaben der am Donnerstag von der isländischen Regierung unter staatliche Kontrolle genommenen Bank sind somit bis auf weiteres eingefroren. Das Abheben von finnischen Kaupthing-Konten ist auch via Internet und Bankomat nicht möglich.

Auslandstransaktionen seit Montag gesperrt

Eine finnische Sprecherin von Kaupthing bezeichnete die Kontensperre laut der Nachrichtenagentur STT als vorläufig. Die finnische Finanzaufsicht gab nachträglich an, bereits am Montag den Abfluss von Kapital aus finnischen Kaupthing-Konten ins Ausland unterbunden zu haben.

Kaupthing wurde verstaatlicht

Die Regierung in Reykjavik garantiert im Zusammenhang mit der Donnerstagfrüh bekanntgegebenen Übernahme der größten isländischen Bank nur die Einlagen der isländischen Guthaben zu 100 Prozent. Bereits am Vortag hatte die Schwedische Reichsbank Kaupthing einen Kredit über 5 Mrd. Kronen (517 Mio. Euro) gewährt und so die Einlagen des Instituts in Schweden gesichert.

Kein Zugriff auf Konten

Kaupthing ging in Österreich Anfang September mit 4,85 Prozent aufs Sparkonto an den Start. Die Internet-Bank ist rein auf Online-Sparer ausgerichtet. Am Dienstag dieser Woche hieß es seitens der Österreich-Dependance, dass die staatliche Übernahme in Island keine Auswirkungen auf die Tätigkeiten in Österreich habe.

Keinen Zugriff auf ihre Online-Konten haben auch Kunden der isländischen Bank in Deutschland laut der Nachrichtenagentur AP. Auf der deutschen Internetseite hieß es: "Sehr geehrte Kaupthing Edge Kunden, die Kaupthing Bank wurde heute unter die Aufsicht der isländischen Bankenaufsicht gestellt. Derzeit ist der Zugriff auf die Online-Konten nicht möglich. Sie erhalten schnellstmöglich weitere Informationen."

Islands Regierungschef beschuldigt Briten

Der isländische Ministerpräsident Geir Haarde macht die britische Finanzaufsicht und andere britische Behörden für das Straucheln der größten Bank Islands, der Kaupthing, verantwortlich. Haarde sagte am Donnerstag in einem Interview mit dem isländischen Rundfunk RUV, die gegen Island gerichteten "Gräuelmaßnahmen" britischer Behörden hätten den Stein ins Rollen gebracht. Die Regierung in Reykjavik werde nicht zulassen, dass die Isländer pauschal als Verbrecher behandelt würden

Finanzminister verunglimpfte Island

Der britische Finanzminister Alistair Darling hatte in einem TV-Interview am Mittwoch gesagt, die isländische Regierung beabsichtige nicht, ihren Verpflichtungen in Großbritannien nachzukommen. Daraufhin hatte die Britische Finanzaufsicht als erste nationale Behörde Kaupthing-Konten im eigenen Land gesperrt. Nach der am Donnerstag verkündeten Verstaatlichung von Kaupthing zogen andere europäische Finanzaufsichten, darunter jene Österreichs und Finnlands, mit der Sperre von Kaupthing-Guthaben nach.

Britische Gemeinden fürchten um ihr Geld

In Großbritannien fürchten Dutzende Gemeinden um ihre Einlagen bei isländischen Banken im Wert von 500 Mio. Pfund. Interessensvertreter der lokalen Behörden forderten die britische Regierung am Donnerstag auf, wie bei den Privatkunden auch für dieses Geld einzustehen. Allein die Behörden in Kent hätten 50 Mio. Pfund bei dem mittlerweile verstaatlichten zweitgrößten Geldinstitut Islands, Landsbanki, oder dessen britischen Ableger Heritable angelegt. Betroffen waren auch die Londoner Verkehrsbetriebe, die 40 Mio. Pfund investiert hatten.

Börse in Reykjavik geschlossen

Die Börse in der isländischen Hauptstadt Reykjavik hat am Donnerstag um die Mittagszeit ihren gesamten Handel eingestellt. Der Handelsstopp soll laut dem skandinavischen Börsenbetreiber OMX bis zum kommenden Montag (13.10.) gelten. OMX begründete die Maßnahme mit den herrschenden außergewöhnlichen Marktbedingungen.

(APA/Red.)

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