Staatsgarantie: Erste Bank holt sich bis zu sechs Milliarden Euro

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Deutsche Bank(c) AP (Michael Probst)
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Die Deutsche Bank schockiert mit einem Rekordverlust: Die größte Bank Deutschlands setzte im vierten Quartal 2008 4,8 Mrd. Euro in den Sand. Viele Anleger flüchteten aus Finanzaktien.

Wien (höll). Die Deutsche Bank schockiert mit einem Rekordverlust: Die größte Bank Deutschlands setzte im vierten Quartal 2008 4,8 Mrd. Euro in den Sand. „Dass die Bank so schlecht abgeschlossen hat, ist beängstigend“, sagen Analysten. Viele Anleger flüchteten am Mittwoch aus Finanzaktien, da weitere Gewinnwarnungen befürchtet werden.

Auch in Österreich bereitet sich die Kreditwirtschaft darauf vor, dass die Finanzkrise noch schlimmer wird. Die Erste Bank will sich über ein staatlich garantiertes Anleiheprogramm bis zu sechs Mrd. Euro holen.

Laut „Presse“-Rundruf arbeiten alle österreichische Großbanken (Bawag, Volksbanken, Kärntner Hypo) an ähnlichen Emissionen. Dabei handelt es sich de facto um „Notanleihen“. Wegen der Krise tun sich viele Institute schwer, Käufer für große Bonds zu finden. Gerade bei Österreichs Banken sind die Risikoaufschläge aufgrund des Osteuropa-Engagements zuletzt gestiegen. Mit der Staatshaftung werden die Zeichner der Anleihen vor einem Ausfall des Emittenten geschützt.

Der Staat sichere unwiderruflich „eine ordnungsgemäße und pünktliche Zahlung“ zu, so ein Sprecher von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl. Die genauen Konditionen wie die Verzinsung stehen noch nicht fest. Die Staatshaftung gibt es nicht kostenlos. Die Erste Bank muss dafür eine jährliche Gebühr von 0,9 Prozent zahlen.

„Das kann teuer werden“

„Mit den Haftungen geht der Bund ein hohes Risiko ein“, sagt Finanzexperte Hannes Androsch, VizeAufsichtsrats-Chef der Banken-ÖIAG-Tochter Fimbag. Denn bei Rückzahlungsproblemen muss der Steuerzahler einspringen. Androsch: „Und das kann im schlimmsten Fall teuer werden.“

Sal. Oppenheim-Analyst Peter Szopo hält es für möglich, dass es nach Deutschland auch in Österreich zu Teilverstaatlichungen von Banken kommen wird. „Wahrscheinlich ist es zwar nicht“, so Szopo. Wenn man sich aber ansehe, was in den letzten Monaten alles passiert sei, „kann man gar nichts ausschließen“.

Bislang hat der Staat nur die angeschlagene Kommunalkredit übernommen. Bei allen anderen Instituten soll der Bund sogenannte „Partizipationsscheine“ zeichnen und damit auf wichtige Mitspracherechte verzichten.

Androsch erwartet eine Konsolidierungswelle. Diese werde spätestens in fünf Jahren einsetzen, wenn einige Banken die Milliardenhilfen nicht zurückzahlen können. „Dann dürfte es auf Druck des Staates zu Zusammenschlüssen kommen“, meint Androsch.

In Deutschland ist die Marktbereinigung schon voll im Gange. Die Commerzbank übernimmt die angeschlagene Dresdner Bank. Die Deutsche Bank schluckt die Postbank – im Gegenzug steigt die teilstaatliche Post mit acht Prozent bei der Deutschen Bank ein. Dieser Schritt ist bemerkenswert. Damit eilt der Staat über einen Umweg der größten Bank Deutschlands zu Hilfe. Noch im Herbst hatte Bank-Chef Josef Ackermann erklärt, er würde sich schämen, wenn er die Regierung um Geld anpumpen müsse.

Analysten zufolge dürften auch österreichische Banken im vierten Quartal 2008 tief in die Verlustzone gerutscht sein. Genaue Zahlen sind noch nicht bekannt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2009)

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