Roubini: "US-Notenbank erschafft Monsterblase"

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Der Ökonom Roubini warnt davor, dass die Niedrigzins-Politik der US-Notenbank und der fallende Dollarkurs ein neues Finanzdesaster auslösen könnten. "Es wird zu einer Massenpanik kommen", so Roubini.

Die US-Notenbank Fed wird den Leitzins auch nach der heutigen Zinsentscheidung bei dem historisch niedrigen Niveau von 0,0 bis 0,25 Prozent belassen. Eine Trendwende ist vorläufig nicht in Sicht - der Leitzins dürfte bis Mitte 2010 sehr niedrig bleiben. Diese extrem lockere Geldpolitik hat den Dollar zur weltweit bevorzugten Verschuldungswährung gemacht. Sogenannte "Carry Trades" mit dem US-Dollar boomen. Dabei verschulden sich Anleger im Dollar und legen ihr Geld höher rentierlich im Ausland an.

"Die Renditen seit März liegen bei 50 bis 70 Prozent. Jeder Anleger, der dieses riskante Spiel mitmacht, wirkt wie ein Genie, auch wenn er nur auf einer gewaltigen Blase reitet", sagt US-Ökonom und Untergangs-Prophet Nouriel Roubini in einem Kommentar der "Financial Times Deutschland". Weltweit würden Investoren billige US-Dollar aufnehmen und günstig bei Aktien, Unternehmensanleihen, Rohstoffen und anderen Anlageklassen einkaufen. Die Preise würden weit über das hinaus getrieben werden, was durch die wirtschaftlichen Fundamentaldaten oder die Wachstumsaussichten gerechtfertigt sei.

"Mutter aller Carry Trades"

Roubini warnt vor den fatalen Folgen dieser Politik des billigen Geldes. Er spricht von der "Mutter aller Carry Trades": "Je länger und größer die Carry-Trades werden, desto stärker wird der darauf folgende Zusammenbruch. Die Fed und andere politische Entscheider scheinen sich nicht bewusst zu sein, welch eine Monsterblase sie erschaffen".

Die leichtsinnige Politik der Fed leiste den "Carry Trades" Vorschub und zwinge auch andere Länder zu einer lockeren Geldpolitik. "Diese Politik nährt aber die weltweite Vermögensblase", sagt Roubini. Er malt schwarz: "Eines Tages wird diese Blase platzen und zum größten koordinierten Vermögenskollaps der Geschichte führen".

"Es wird zu einer Massenpanik kommen"

Experten befürchten, dass das ganze Spiel solange gut geht, bis die Fed einen Schwenk ihrer Zinspolitik in den Raum stellt. Dann würden die gehebelten Carry Trades geschlossen werden, da die Anleger ihre Dollar-Short-Positionen abdecken müssen. Eine plötzliche Aufwertung des Dollars wäre die Folge.

"Es wird zu einer Massenpanik kommen, da das Decken riskanter gehebelter Long-Positionen über alle Vermögensklassen hinweg einen koordinierten Zusammenbruch all dieser risikobehafteten Vermögenswerte auslöst", so Roubini. Er warnt vor einer Dollar-Rally zu einem Zeitpunkt, da massenhaft Leerverkaufspositionen in Dollar geschlossen werden müssen. Der Fall werde umso tiefer sein, je länger die Notenbanken ihr Politik des billigen Geldes fortsetzen. "Je länger sie blind bleiben, umso tiefer werden die Märkte fallen", sagt Roubini in der "Financial Times".

"Nicht alles, was aufpoppt ist gefährlich"

Dass Roubini nicht ganz falsch liegen kann, zeigen auch aktuelle Berichte von Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. Sie haben laut "Handelsblatt"-Korrespondent Torsten Riecke eine Dollarschwemme in Ostasien ausgemacht und warnen ebenfalls vor “Aktien- und Immobilienblasen” von China bis nach Vietnam. So muss man in Hongkong für Luxuswohnungen bereits wieder Preise von fast 100.000 Dollar für den Quadratmeter berappen.

Riecke schreibt in seinem Blog aber auch: "Nicht alles, was im Moment aufpoppt, ist eine gefährliche Spekulationsblase. Oft korrigieren die Märkte nur ihre Untergangsszenarien aus dem Vorjahr. Aber der Zeitpunkt, genauer hinzusehen und sich Gedanken darüber zu machen, wie man neue Exzesse verhindert – dieser Zeitpunkt ist jetzt."

(phu)

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