Zu groß: "Banken säen Keim der nächsten Krise aus"

Skyline der Bankenmetropole Frankfurt
Skyline der Bankenmetropole Frankfurt(c) AP (Michael Probst)
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Europas Banken sind seit Beginn der Finanzkrise gewachsen. 15 Banken verwalten sogar Vermögen, das größer als die Wirtschaft ihres Heimatlandes ist. Kleinere Banken seien der sicherere Weg, sagt ein Experte.

Europas Banken gehen aus der Kreditkrise größer hervor und stellen für die nationalen Wirtschaften ein größeres Risiko dar als zuvor. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Londoner "Centre for the Study of Financial Innovation", berichtet die Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg". "Wir säen den Keim für die nächste Krise aus", warnt David Lascelles von der Institution. "Wir haben die Banken in den letzten beiden Jahren größer gemacht. Das widerspricht wirklich den Zeichen der Zeit."

Europäische Banken wachsen trotz Krise

Der Studie zufolge sind 353 Bankinstitute seit Beginn 2007 in ihrer Größe gewachsen. 15 europäische Banken verwalten nun Vermögen, das größer als die Wirtschaft ihres Heimatlandes ist. Vor drei Jahren waren es erst zehn Banken gewesen. Die verwalteten Vermögen sind seit 2007 um 25 Prozent angewachsen.

Gleichzeitig bleibt die Kontrolle der Banken durch die EU zahnlos, wie gestern klar wurde (Die Presse berichtete). Die neuen EU-Behörden zur Aufsicht von Banken, Wertpapierbörsen sowie Versicherungskonzernen und betrieblichen Pensionsfonds werden wenig Macht bekommen.

"Zerstückelung von Banken hat Vorteile"

Die Finanz- und Kreditkrise habe gezeigt, dass große Bankinstitute für die Wirtschaft ihrer europäischen Heimatländer enorme Risiken darstellen - besonders für relativ kleine Volkswirtschaften, sagt Tom Kirchmaier von der Londoner "School of Economics". "Die Zerstückelung von Banken, die zu groß sind, um scheitern zu dürfen, hat viele Vorzüge", sagt Kirchmaier. "Sollten wir einen weiteren Banken-Schock erleben und eine oder mehrere dieser großen Bankinstitute pleite gehen, habe ich ernste Sorgen, ob manche der kleineren Länder eine zweite Welle von Verlusten verkaften können".

Es sei für Kontrollbehörden und Regierungen schwer, Risiken zu überwachen, sagt auch Johannes Wassenberg von Moody's. Besonders die zunehmende Komplexität der Großbanken sei ein erschwerender Faktor. Er nennt ein Beispiel: "Bei UBS glaubte man, ein sehr gutes Management sei am Werk. Doch dieses scheiterte dramatisch". "Der Markt steckt viel Glauben in die Selbstregulierungskraft der Banken. Doch es ist schwer zu sagen, ob die Banken das gut machen. Aus dieser Sicht sind kleinere Banken der sicherere Weg", glaubt Wassenberg.

Attacke gegen Großbanken "zu simpel"

Ralph Silva von Tower Group hingegen warnt davor, alle großen Banken zu attackieren. Das sei zu "simpel". "Banken haben verschiedene Geschäftsmodelle. Manche Großbanken haben tatsächlich ein besseres Risiko-Management als kleine Banken", gibt er zu bedenken.

Und Deutsche Bank-Chef Ackermann betont: "Es ist der Umfang der Risiken, nicht die Größe an sich, die höhere Kapitalanforderungen rechtfertigt". "Die Größe per se sollte nicht automatisch als schädlich verdammt werden", so Ackermann.

(phu)

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