D-Day: Wenn die D-Mark zurückkehrt

DDay Wenn DMark zurueckkehrt
DDay Wenn DMark zurueckkehrt(c) Reuters (Fabrizio Bensch)
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Ökonomie einmal anders: Thriller-Autor Markus Will schreibt über die Sehnsucht nach alten Währungen und Menschen, die Gold im Garten vergraben.

"Seit Mitternacht lief 'Operation D-Day' - die streng geheime Wiedereinführung der D-Mark in Deutschland. Nach Dienstanweisung der Deutschen Bundesbank war die frische Liquidität verpackt: Scheine und Münzen nach Wert geordnet in Säcken, mit Siegel und zwei Unterschriften versehen - vom Pfennig bis zum 1.000-D-Mark-Schein. Das musste ordentlich, aber auch möglichst schnell ausgebucht werden. Laster für Laster, Charge für Charge, 60 tonnenschwere Lkws pro Stunde. Wenn es neues Geld gab, sah das nicht viel anders aus als eine allgemeine Mobilmachung. Und die D-Mark war eine sehr scharfe Waffe in diesem Währungskrieg mit den anderen Eurostaaten."

Noch ist eine Rückkehr zur D-Mark, wie sie der deutsche Autor Markus A. Will in seinem Thriller "Die Stunde des Adlers" zu Papier gebracht hat, nur Fiktion. Will ist nicht der Erste, der die Thematik der Wiederkehr der D-Mark aufgegriffen hat. Die "Welt am Sonntag" spielte im Juni ernsthaft Szenarien einer Rückkehr zur D-Mark durch, zahlreiche Sachbücher und Aufsätze sind darüber geschrieben worden. Für die meisten Ökonomen ist es ein Horror-Szenario. Aber es ist nicht so weit hergeholt, wie es im ersten Moment klingt. Zwei Drittel der Deutschen sind nach einer aktuellen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung der Ansicht, dass es ihnen besser ginge, wenn es statt des Euros noch die D-Mark gäbe. Großinvestor George Soros sagte kürzlich im "Presse"-Interview sogar, dass alle Probleme gelöst wären, wenn Deutschland den Euro verlässt.

»Ich hoffe, dass die D-Mark nicht wiederkommt.«

Autor Markus A. Will
(c) Finanzbuchverlag
(c) Finanzbuchverlag(c) Finanzbuchverlag

Als Thriller hat das Thema im deutschsprachigen Raum bisher jedenfalls keiner umgesetzt. "Sachbücher werden nur von einem relativ kleinen Teil der Bevölkerung gelesen, dabei handelt es sich um ein Thema, das am besten alle verstehen sollten", begründet Will im Gespräch mit "DiePresse.com" die Wahl des Spannungs-Genres. Er will spannend unterhalten und gleichzeitig sollen die Leser am Ende der Lektüre sagen können, "jetzt hab ich kapiert, worum es bei einer Währung eigentlich geht". Der Autor ist so etwas wie ein Finanzthriller-Veteran. Vor "Die Stunde des Adlers" hat er bereits "Bad Banker" (2010) und "Der Schwur von Piräus" (2011) geschrieben. Während er in seinem Debüt die Banken- und Finanzkrise des Jahres 2008 reflektiert - seine Hauptfigur heißt nicht zufällig Mitch Lehman - spielt er im Nachfolger mit der Idee der Einführung einer Alternativwährung zum Euro. Der 49-jährige Deutsche, der in der Schweiz lebt, weiß, wovon er schreibt. Er ist Privatdozent an der Schweizer Eliteuniversität HSG in St. Gallen, Betriebs- und Volkswirt und war als Berater sowie Journalist tätig.

Warnung vor Währungsidioten

Die Sehnsucht der Menschen nach den alten Währungen scheint groß zu sein, wie auch die kurzzeitigen Schilling-Pläne von Neoparteichef Frank Stronach bestätigen, ehe er auf sein "Jedem sein eigener Euro"-Modell umschwenkte. Einige vehemente Kritiker versuchen diese Anti-Euro-Stimmung zu nutzen. "Wir brauche ein Fukushima beim Euro", forderte etwa der deutsche Euro-Kritiker und Buchautor ("Rettet unser Geld") Hans-Olaf Henkel im Mai in der Monatszeitung "Cicero". Und Wilhelm Hankel profilierte sich ebenfalls Anfang des Jahres, als er sich im Magazin "Euro" offen für die Wiedereinführung von D-Mark und Co. aussprach.

In Wills Buch mag es zwar genau um diese herbeigesehnte Wiedereinführung der D-Mark gehen, der Autor selbst ist aber ein strenger Verfechter des Euros. "Ich hoffe, dass die D-Mark nicht wiederkommt", stellt er klar. Mit seinem Buch will er die Leser dazu animieren, darüber nachzudenken, ob jene Leute, die durch die TV-Talkshows tingeln und "vorgaukeln, man könnte den Nord-Euro oder die D-Mark einführen, ob das nicht nur absolute Phantasten, sondern sogar Währungsidioten sind".

Der Autor Markus Will
Der Autor Markus Will

"Die Stunde des Adlers" gibt auf leicht verständliche Weise ökonomischen Aufklärungsunterricht in Sachen Geld und Währungspolitik. Als spannender Thriller funktioniert das Buch dadurch aber nur bedingt. Zudem trägt der Autor stellenweise einfach zu dick auf: Die Finanzstaatssekretärin der "Deutsche Mark Partei" erscheint als fast allmächtig, trägt den Spitznamen "Schwarze Pest" und schreckt nicht einmal vor Mord zurück.

Wer vergräbt Gold im Garten?

Manches, was auf den ersten Blick an den Haaren herbeigezogen wirkt, ist es aber nicht. Sollte es etwa tatsächlich zum Fall der Fälle kommen, dann würde die D-Mark wohl in einer Nacht-und-Nebel-Aktion wieder eingeführt werden. "Neues Geld kommt immer montags", sagt der Autor. Das sei schon 1948 so gewesen, als die Allierten Westmächte in einer Art geheimer Kommandosache beschlossen, die D-Mark einzuführen. Das Wochenende eigne sich zur finalen technischen, infrastrukturellen und logistischen Vorbereitung. Das deckt sich auch mit der Einschätzung der britischen Finanzanalysten von Variant Perceptions, die in ihrer Studie "A Primer on the Euro Breakup" schreiben, dass ein Euro-Ausstieg "auf einen Schlag" - wohl während eines Wochenendes - erfolgen würde. Euro-Banknoten würden gestempelt oder eingefärbt werden.

Auch der Aufstieg einer "Deutschen Mark Partei", deren einziges Ziel die Wiedereinführung der alten Währung ist, scheint nicht so ganz weit hergeholt. Wer hätte vor kurzem noch gedacht, dass eine "Piraten-Partei" die deutschen Landesparlamente entern würde. Der Autor will sich nicht ausmalen, was passieren könnte, "wenn so eine internetgetriebene intelligente Klientel plötzlich mit einer 'Deutschen Mark Partei' um die Ecke kommt". Und auch in Österreich gibt es Umfragen, wonach sich immerhin jeder dritte Österreicher vorstellen kann, Frank Stronachs Eurozweifler-Partei zu wählen.

Wer über die Krise des Geldes schreibt, kommt auch an einem anderen Thema nicht vorbei: Gold. Als die Frau des fiktiven deutschen Bundesbankpräsidenten ihrem Mann gleich zu Beginn des Buches verrät, dass sie das Edelmetall im Garten vergraben hat, bringt das nach Ansicht des Autors die Perfidität der Thematik gut auf den Punkt. Will hat übrigens kurz vor Beginn des Schreibens von "Die Stunde des Adlers" mit jemandem gesprochen, der sagt: "Ich kenne jemanden, der hat Gold im Garten vergraben. Das muss man in einen Kupferkessel verpacken, dann kann der Detektor das nicht entdecken." Fakten und Fiktion sind manchmal nur schwer zu trennen.

Buchtipps:

Markus Will: Die Stunde des Adlers (2012)

Markus Will: Der Schwur von Piräus (2011)

Markus Will: Bad Banker (2010)

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