Wirtschaftsfaktor Stromausfall: Wenn es dunkel wird

Wirtschaftsfaktor Stromausfall Wenn dunkel
Wirtschaftsfaktor Stromausfall Wenn dunkel(c) Reuters (Toru Hanoi)
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Ein Stromausfall hat nicht nur seine romantischen Seiten. Vor allem in der mobilen und digitalen Welt wird es dann ungemütlich.

Am 14. August 2003 kam es zum größten Stromausfall in der Geschichte der USA. In New York City steckten die Menschen in Aufzügen und U-Bahnen fest, ausgefallene Ampeln sorgten auf den Straßen für Chaos und die Flughäfen mussten geschlossen werden. Der Stromausfall im Nordosten der USA und in Teilen Kanadas dauerte bis zum nächsten Tag. Der volkswirtschaftliche Schaden eines solchen "Blackouts" ist beträchtlich: In den USA entstehen durch schlechte Versorgungsqualität und -unterbrechungen jedes Jahr Kosten in der Höhe von rund 120 Milliarden US-Dollar.

Doch auch in Europa sind Stromausfälle keine Seltenheit, wie 2005 ein tagelanges Blackout im deutschen Münsterland aufgrund eines plötzlichen Wintereinbruchs zeigte. Neben Strom fielen Telefondienstleistungen, Trinkwasser und Infrastrukturen aus. Auch Russland, Schweden, Spanien, Italien und Großbritannien waren im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends Opfer massiver Stromausfälle. Die Ursachen reichten von Schaltungsfehlern bis zu Sabotage, Kurzschlüssen, Transformatorfeuern und Mastenbrüchen.

Windkraft und Photovoltaik als Störfaktoren

Doch es gibt auch strukturelle Probleme. Im September 2010 meldete "orf.at", dass den europäischen Stromnetzen der Kollaps drohe, falls der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik weiter ungebremst zugelassen werde, gleichzeitig aber die Leitungsnetz-Infrastruktur nicht modernisiert werde. Allein in Deutschland seien für die angestrebten 20 Prozent Elektrizität aus erneuerbaren Energien rund 850 Kilometer neue Höchstspannungsleitungen nötig, von denen bisher erst 90 Kilometer realisiert seien.

Leo Windtner, Chef der Energie-AG, warnte damals davor, dass es "uns bei der Netzsicherheit aufstellen könnte - schneller, als es die Politik glaubt". Der folgende Exkurs soll zeigen, worin die Problematik einer durch Windkraft und Photovoltaik gefährdeten Netzstabilität liegt.

Exkurs: "Der große Stromausfall kommt"

Unter dem Titel "Der große Stromausfall kommt" warnte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" im Februar 2011 vor einem Zusammenbruch der Stromversorgung in Ostdeutschland. Zum Problem wird in diesem Fall die Windenergie, die den Nachteil hat, dass sie mal kommt und mal nicht. Jeden zweiten Tag ist dadurch die Netzstabilität gefährdet. Aber: Alles was an Strom hereinkommt, muss in derselben Sekunde auch wieder herausgebracht werden. Denn speichern kann man den Strom nicht.

Ostdeutschland verbraucht viel weniger Strom als es produziert. Doch es ist gesetzlich festgelegt: Windkraft muss immer eingespeist werden. Bleibt also der Export von Strom nach Westdeutschland, zumal sich Polen und andere Nachbarländer laut "FAZ" ihre Netze nicht von deutschem Naturstrom verstopfen lassen wollen. Zu starker Wind ist übrigens ebenso problematisch wie gar kein Wind: Wird der Wind zu stark, schalten sich die Windkraftwerke aus. So kann binnen einer Stunde plötzlich die Leistung von zwei Kernkraftwerken fehlen.

Nach 24 Stunden: Laptops und Handys k.o.

Doch was passiert eigentlich, wenn ein Stromausfall einen Tag dauert? Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat mögliche Auswirkungen auf die Telekommunikations- und Kommunikationsnetze analysiert, wie "Welt" berichtet: "Bliebe der Strom länger als acht Stunden und längstens 24 Stunden weg, wird es richtig ungemütlich in der mobilen, digitalen Welt. Je nach Ladezustand des Akkus dürften die meisten Mobilfunktelefone mittlerweile funktionsuntüchtig sein. Notstromversorgte Basisstationen können spätestens dann auch nicht mehr". Und: "Nach 24 Stunden ohne Strom dürften die meisten Laptops ruhen, der elektronische Datenverkehr ebenfalls. E-Mails bleiben unbeantwortet. Online-Banking geht nicht mehr, die meisten Geldautomaten-Modelle leider auch nicht".

Das Szenario für einen Stromaufall, der eine Woche dauert, klingt bereits dramatisch: "Nach knapp einer Woche fallen alle Rechenzentren aus. Renten und Pensionen werden nicht gezahlt. Und wenn der Treibstoffmangel die Notstromversorgung mobiler Relaisstationen verhindert, hat es sich nach einer Woche ausgefunkt. Die Republik steht still, friert, ist durstig und stinkt. Denn auch das Kanalnetz kann ohne Strom nicht bestehen".

Einstündiger Stromausfall: 40 Mio. Schaden

Und wie sieht es in Österreich aus? Bereits ein einstündiger Stromausfall verursacht einen Schaden von rund 40 Millionen Euro, wie Johannes Reichl von der Abteilung Energiewirtschaft des Energieinstituts an der Johannes Kepler Universität Linz schreibt: "Vor allem auf Seiten der fertigenden Industrie sind die Schäden besonders hoch. Aber auch im Bereich der öffentlichen Verwaltung und anderen öffentlichen Einrichtungen sind hohe Schäden im Fall von Versorgungsunterbrechungen zu erwarten - diese werden jedoch häufig unterschätzt".

Kleine bis mittelgroße Stromausfälle treten in Österreich laut E-Control rund 10.000-mal im Jahr auf. Diese Unterbrechungen sind aber lokal begrenzt und werden durchschnittlich innerhalb von 70 Minuten behoben.

Letzter großer Stromausfall im Jahr 1976

Österreich war letztmals am 13. April 1976 von einer Großstörung betroffen. Eine Explosion infolge eines Waldbrandes im deutschen Umspannwerk Hess ließ in weiten Teilen Österreichs die Lichter ausgehen - nur die Bundesländer Kärnten, Tirol und Vorarlberg blieben verschont. In Wien wurden die Straßenbahnen lahmgelegt, die Verkehrsampeln fielen aus. Die Feuerwehr rückte aus, um Menschen aus Aufzügen zu befreien. Krankenhäuser liefen kurzzeitig nur über Notstrom.

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