Älteste Bank: Die "Melkkuh" gibt keine Milch mehr

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aelteste Bank Melkkuh gibt(c) Reuters (MAX ROSSI)
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Die Bank Monte dei Paschi di Siena hat in ihrer 540-jährigen Geschichte Pestepidemien und Kriege überstanden. Nun steckt sie in ihrer größten Krise.

Es war eine unauffällige Meldung: Alessandro Profumo, der ehemalige Chef der Bank-Austria-Mutter UniCredit, wird neuer Präsident der toskanischen Bank Monte dei Paschi di Siena. Die Bank ist mit rund einer Milliarde Euro verschuldet und gilt als Übernahmeziel. Da drängt sich die Frage auf: Warum tut sich das der einst mächtigste Banker Italiens an? Die Antwort: Es ist nicht irgendeine Bank, sondern die älteste der Welt.

Die 1472 als Leihanstalt für die Schafweiden der Region gegründete Bank wird als ältestes noch aktives Geldinstitut der Welt betrachtet. Sie verfolgte stets eine lokal orientierte Strategie, was auch darin begründet liegt, dass die örtliche Sparkassenstiftung mit ihrer Aktienmehrheit die Richtung vorgab. Die Aufgabe der Stiftung ist die Förderung von Kunst, Wissenschaft, Gesundheit und Sozialem - mit besonderem Bezug zur Stadt Siena. So finanzierte sie großzügig Projekte in der Region. Sie ist auch einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt. Doch dann passierte etwas, dass auch die toskanische Idylle nicht unberührt ließ.

Lokale Strategie rächte sich in der Finanzkrise

Die weltweite Finanzkrise machte vor der Bank aus Siena nicht halt, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt. Die Bank sei mehr an Macht als an Gewinn orientiert gewesen und habe wenig Kapital vorgehalten. 2008 und 2011 wurden zwei Kapitalaufstockungen vorgenommen, die teilweise mit Krediten finanziert wurden. Als Sicherheit musste die Stiftung den Gläubigern - mehreren internationalen Kreditgebern (Großgläubiger ist Credit Suisse) - ihre Bankaktien überlassen.

Dem "Handelsblatt" zufolge rächte sich mit einiger Verspätung auch der neun Milliarden Euro teure Kauf der Banca Antonveneta Ende 2007 - also kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Damit wollte die Bank zur Nummer drei in Italiens Bankenlandschaft aufsteigen. Und auch die Staatsschuldenkrise trug ihren Teil dazu bei. Monte dei Paschi hatte 25 Milliarden Euro in italienischen Staatsanleihen angelegt. Als Folge der Herabstufungen der Kreditwürdigkeit Italiens durch die Ratingagenturen verloren die Papiere empfindlich an Wert.

Krisen, Kriege und Pestepidemien überlebt

Zu Beginn des laufenden Jahres fiel dann der Kurs der Aktie auf den historischen Tiefstand von 19 Cent, nachdem der Aktienkurs bereits im Gesamtjahr 2011 um 65 Prozent eingebrochen war. Die Folge: Die Kreditgeber forderten eine Reduzierung der Schuldensumme. Darüber hinaus zwingt die Europäische Bankenaufsicht die Bank zu einer weiteren Kapitalaufstockung von mehr als drei Milliarden Euro. Als Konsequenz muss die Stiftung Monte dei Paschi Macht abgeben und sich von 15 Prozent ihres zuletzt rund 45 Prozent fassenden Anteils trennen. Damit sollen die Schulden eingedämmt werden. Der Investmentfonds Equinox hat bereits Interesse bekundet und will zwölf Prozent übernehmen.

Die Bank hat in ihrer 540-jährigen Geschichte zahlreiche Krisen, Kriege und sogar Pestepidemien überstanden. "Auf das goldene Dreieck war bis gestern Verlass: Die Bank erwirtschaftet Profit, die Stiftung kassiert als Großaktionärin die Dividenden und verteilt die Gewinne über die Stadt", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" vor wenigen Tagen über die goldene Vergangenheit der Bank. Die Einwohner von Siena nennen ihr Geldhaus daher auch "la mucchina", die Melkkuh. Damit scheint es vorerst aber vorbei zu sein.

Einwohner von Siena demonstrieren gegen den Tod der Bank.
Einwohner von Siena demonstrieren gegen den Tod der Bank.(c) Reuters (GIAMPIERO SPOSITO)

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