Iran-Sanktionen treiben Ölpreis an

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Seit Sonntag ist der Import von iranischem Öl in die EU untersagt. Die Märkte reagierten darauf bereits und erwarten in naher Zukunft wieder steigende Ölpreise.

Es sei die größte Einschränkung des globalen Öl-Angebots seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges in Libyen im Frühjahr 2011, schreibt die Internationale Energieagentur über die seit gestern, Sonntag, in Kraft getretenen Sanktionen der EU gegen iranische Ölimporte. So dürfte die iranische Ölförderung im zweiten Halbjahr um eine Mio. Fass (je 159 Liter) pro Tag sinken. Im Mai produzierte der Iran noch 3,3 Mio. Fass pro Tag (weltweit werden rund 85 Mio. Fass pro Tag gefördert).

Denn seit Sonntag ist es Unternehmen in der EU untersagt, iranisches Öl zu importieren oder zu transportieren sowie die Transporte von iranischem Öl zu versichern. Vor allem Letzteres dürfte das Mullah-Regime hart treffen, da 95 Prozent aller globalen Tanker-Transporte von einer Gruppe von 13 Versicherungen, die in London ihren Stammsitz haben, versichert werden. Das Versicherungs-Verbot erschwert also auch Transporte zu Abnehmern außerhalb der EU – etwa in Asien.

Ölpreis bereits wieder höher

„Wir erwarten, dass der Ölpreis dadurch wieder ansteigen wird“, sagt Gordon Kwan, Energie-Analyst bei Mirae Asset in Hongkong. Dies dürfte vor allem die Nordseesorte Brent betreffen, die am 21.Juni erstmals seit 18 Monaten unter 90 Dollar je Fass gefallen war. Denn zusätzlich zu den Iran-Sanktionen kommt hier noch ein Streik norwegischer Ölarbeiter hinzu, weshalb der Preis per Ende der Vorwoche wieder auf knapp 98 Dollar je Fass anstieg. Viele Experten erwarten, dass es angesichts der zuletzt über Wochen hindurch gefallenen Ölpreise nun wieder einen „Rebound“ nach oben geben könnte.

Beschlossen wurden die Sanktionen der EU bereits im Jänner, nachdem sich der Iran bei den Gesprächen über das umstrittene Atomprogramm geweigert hatte, Zugeständnisse zu machen. Allerdings wurde den vornehmlich betroffenen Ländern Südeuropas bis Ende Juni Zeit eingeräumt, alternative Lieferanten zu suchen. In der gesamten EU stammten bisher zwar nur 5,7 Prozent des verbrauchten Öls aus dem Iran. In Griechenland, Italien oder Spanien lag dieser Anteil jedoch substanziell höher. Österreich bezieht bereits seit 2010 kein Öl mehr aus dem Iran. Zuvor kamen noch acht Prozent des hierzulande verarbeiteten Öls aus dem Iran.

Für den Iran selbst wiederum war die EU mit rund einem Fünftel der Exporte bisher ein wichtiger Abnehmer. Allerdings orientierte sich das Land schon seit Längerem in Richtung Asien, vor allem nach China. Mit den Chinesen wurde der Ölhandel auch zunehmend nicht mehr in Dollar, sondern in Gold oder Waren durchgeführt.

Iran will Embargo austricksen

Doch auch die Hoffnung auf Lieferungen in die EU hat der Iran noch nicht völlig aufgegeben. So versucht er laut einem Bericht der BBC, mithilfe von Tricks das Embargo zu umgehen. Einerseits fahren bereits 15 der 39 Öltanker des Iran unter der Flagge des Pazifik-Inselstaates Tuvalu. Die Namen der Schiffe wurden dabei ebenfalls geändert. Zwei dieser verkappten Schiffe sollen derzeit einen ägyptischen Hafen ansteuern, von wo das Öl per Pipeline nach Alexandria gepumpt werden könnte. Von dort könnte das „weiß gewaschene“ Öl durch Tanker anderer Länder wieder abgeholt und nach Europa gebracht werden.

Verschärft hat sich zuletzt aber auch die iranische Rhetorik. So sagte der iranische Vertreter bei der Opec, Mohammed Ali Khatibi, die EU werde „die Konsequenzen für die Politisierung des Marktes spüren“. Im Jänner hatte der Iran sogar gedroht, die für den Ölhandel wichtige Seestraße von Hormus zu sperren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2012)

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