Deutschland als neues Zentrum des Kapitalismus?

Deutschland neues Zentrum Kapitalismus
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Während in Euro-Krisenländern das Vertrauen in den freien Markt stark sinkt, sind Deutsche dem Kapitalismus sogar freundlicher gesinnt als US-Bürger. Das besagt zumindest eine weltweite Studie des "Pew Research Center".

Im Jahr 2007 - kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise - glaubten noch drei Viertel der Italiener und 67 Prozent der Spanier daran, dass der Kapitalismus die beste Alternative ist. Danach ging es aber steil bergab, zeigt eine weltweite Studie des US-Forschungszentrum "Pew Research Center". Im Euro-Krisenjahr 2012 sind nur noch 50 Prozent der Italiener, 47 Prozent der Spanier und 44 Prozent der Griechen vom kapitalistischen Modell überzeugt. In Deutschland ist das Vertrauen in den freien Markt allerdings nach wie vor ungebrochen: 69 Prozent der Befragten glauben an das Konzept - damit überholt die Exportnation sogar die USA um zwei Prozentpunkte.

Den geringsten Wert unter den befragten Nationen weist das vom Drogenkrieg gebeutelte Schwellenland Mexiko auf. Nur noch 34 Prozent der Befragten vertrauen der freien Marktwirtschaft. Vor fünf Jahren war es immerhin noch jeder Zweite. Auch in den osteuropäischen Ländern Tschechien und Polen sind die Werte auf einem Fünf-Jahres-Tief.

42 % der Griechen fühlen sich mitverantwortlich

„Wer ist für die aktuellen Wirtschaftsprobleme verantwortlich?", lautete eine weitere Frage, bei der Mehrfachnennungen möglich waren. Der „Hauptschuldige" ist schnell ausgemacht: Für die meisten Befragen ist es die nationale Regierung. In Spanien macht allerdings der Großteil (78 Prozent) die Finanzbranche für die Misere verantwortlich. In Griechenland sind mit 42 Prozent überraschend viele Menschen zur Erkenntnis gekommen, dass sie selbst ein Teil des Problems sind. Die EU machen dagegen nur 19 Prozent der Griechen verantwortlich.

Besonders unzufrieden mit der Europäischen Union ist man dagegen in Tschechien: Hier geben 39 Prozent Brüssel die Schuld an den wirtschaftlichen Problemen ihres Landes. Die USA sind dagegen in Mexiko (30 Prozent), in der Türkei (28 Prozent) und auch in China (25 Prozent) ein besonders beliebter Sündenbock.

Deutsche und Chinesen besonders optimistisch

Ein weiterer spannender Aspekt der Studie ist die unterschiedliche Einschätzung der persönlichen und nationalen Wirtschaftslage. Trotz der Rekordarbeitslosigkeit bezeichnen 57 Prozent der Spanier ihre persönliche wirtschaftliche Situation als gut, bei den Italienern sind es immerhin noch 41 Prozent. Bei der ökonomischen Lage ihres Landes sind dagegen mehr als 90 Prozent pessimistisch. Ein ganz anderes Bild zeichnen die Deutschen: Drei Viertel sind sowohl mit der persönlichen Finanzlage als auch mit jener des Landes zufrieden. In der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft Frankreich sind dagegen nur 19 Prozent optimistisch, was die ökonomische Entwicklung des Staates angeht. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Schere zwischen Deutschland und den anderen Ländern der Währungsunion geht immer weiter auseinander.

Unter den 21 befragten Staaten ist nur in China der Glaube an den wirtschaftlichen Erfolg der Nation mit 83 Prozent noch höher als in Deutschland. Auch im aufstrebenden Schwellenland Brasilien (67 Prozent) und in der Türkei (57 Prozent) ist die Bevölkerung wesentlich optimistischer als in anderen Ländern.

Amerikanischer Traum weiterhin präsent

Mit harter Arbeit vom Tellerwäscher zum Millionär: Die Geschichte vom amerikanischen Traum ist offenbar noch tief in den Köpfen der US-Bürger verankert. Eine überwältigende Mehrheit von 77 Prozent glaubt, dass viel Arbeit zum Erfolg führt, in Europa ist es hingegen nur noch jeder Zweite. Besonders tief sind die Erwartungen der Russen: Nur 35 Prozent glauben daran, dass sich harte Arbeit lohnt.

Bei der Studie wurden mehr als 26.000 Menschen aus 21 Ländern zur wirtschaftlichen Lage befragt. Der Umfrage fand im März und April 2012 statt. Das renommierte „Pew Research Center" mit Sitz in Washington wurde nach dem Ölindustriellen Joseph Newton Pew benannt und gilt als konservative Denkfabrik.

>>> Die gesamte Studie des "Pew Reserach Center"

(sk)

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