Chinas Firmen müssen sparen: Aus für Luxusbestechung

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Der Stopp des China-Booms trifft die Luxushersteller weltweit. Angeschoben durch geringeres Wirtschaftswachstum und ein härteres Durchgreifen bei Korruption fallen die Firmengeschenke mittlerweile kleiner aus.

Peking/Bloomberg. Rolex-Uhren und Goldbarren sind beliebte Gaben unter chinesischen Geschäftsleuten. Analysten von CLSA schätzen, dass rund ein Fünftel vom Umsatz mit Luxusprodukten in China auf solche Firmengeschenke entfällt. Zur Freude der großen Luxusgüterkonzerne hat der Markt ein Volumen von 22 Mrd. Euro erreicht. Doch nun bahnt sich eine Wende an. Angeschoben durch geringeres Wirtschaftswachstum und ein härteres Durchgreifen bei Korruption fallen die Firmengeschenke mittlerweile kleiner aus.

Brieftaschen statt Goldbarren

Vivian So, 38-jährige Eigentümerin eines Schönheitssalons in Shanghai, erzählt, sie habe ihren Geschäftsfreunden früher Rolex-Uhren geschenkt. Doch jetzt sei sie zu Brieftaschen von Louis Vuitton übergegangen. Den Umschwung werden Anbieter teurer Luxusprodukte in Hongkong zu spüren bekommen. „Geringere Unternehmensgewinne, die aus der Konjunkturabschwächung in China erwachsen, werden wohl dazu führen, dass die Unternehmen weniger für Firmengeschenke ausgeben“, sagt Finanzvorstand Paul Law von Luk Fook: „Solche Firmengeschenke tragen dazu bei, die Geschäftsbeziehungen zu stärken.“

Hat man einmal gute Beziehungen, bekomme man schneller Genehmigungen, erzählt er. Zu den beliebtesten Geschenken zählten Goldbarren, in die Glück bringende Figuren eingraviert sind.

In China steht in diesem Jahr ein größerer politischer Führungswechsel an. Zudem wurde im März der Parteichef der größten chinesischen Kommune, Bo Xilai, im Zusammenhang mit einem vermeintlichen Bestechungs- und Mordskandal aus dem Amt entfernt. Das hat die Aufmerksamkeit auf Korruption gelenkt. Ministerpräsident Wen Jiabao warnte im März davor, dass die Korruption die regierende Kommunistische Partei Chinas gefährden könne und versprach, den Kauf von Zigaretten und hochpreisigen Spirituosen mit öffentlichen Geldern zu untersagen.

„Geschenke“ als Geschäftsmodell

Die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua berichtete im Juli, China werde ab Oktober staatlichen Institutionen verbieten, Luxusprodukte zu kaufen. Die Anti-Bestechungs-Maßnahmen könnten die Chinesen davon abhalten, Luxuspräsente für geschäftliche Zwecke zu verschenken, sagt Aaron Fischer, Leiter der Analyse für Konsum und Glücksspiel bei CLSA in Hongkong.

Chinesen horten Schweizer Uhren

Die MainFirst Bank schrieb in einer Analyse im Juli, die Ausgaben für Schweizer Uhren in China seien auf Basis des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf rund sechs Mal höher als in den Vereinigten Staaten von Amerika und fast doppelt so hoch wie in Frankreich. Einer der Gründe dafür seien die Präsente, um die Beziehungen zu Regierungsstellen oder zu anderen Firmen zu verbessern, hieß es in dem Bericht.

„Daher sind eine Konjunkturverlangsamung, ein schwächelnder Immobilienmarkt und ein Wechsel in der Regierung sicherlich Belastungen für Firmengeschenke.“ In den drei Monaten bis Ende Juni wuchs die chinesische Volkswirtschaft mit 7,6Prozent so langsam wie seit drei Jahren nicht mehr. MainFirst rechnet mit einem Wachstumsrückgang des weltweiten Marktes für Luxusprodukte um die Hälfte auf 5,5Prozent in diesem und auf 3,7Prozent im kommenden Jahr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2012)

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