Österreich: Reale Einkommen seit Euro-Einführung gesunken

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Euromünze(c) EPA (KARL-JOSEF HILDENBRAND)
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Die Schweizer Bank UBS hat die inflationsbereinigten Einkommen von mehreren EU-Ländern verglichen. Gewinner sind Griechenland, Spanien und Portugal.

Dass Österreich besonders stark von der Einführung des Euro profitiert habe, wird von Wirtschaftsexperten und Politikern immer wieder in die Diskussion geworfen. Die Schweizer Großbank UBS hat nun die inflationsbereinigten Einkommen von elf europäischen Ländern untersucht und zieht einen gegenteiligen Schluss: Die österreichischen Einkommen sind in den vergangenen zehn Jahren quer durch die soziale Schichten zurückgegangen, jene der Ärmsten am stärksten - nämlich um bis zu 35 Prozent. Die deutschen und irischen Einkommensbezieher gehören durch die Bank zu den Verlieren, die in Frankreich und Italien mehrheitlich. Deutliche Zuwächse gab es dagegen in Griechenland, Spanien und Portugal - für die Einkommensschwächsten am stärksten.

"Österreich sieht alarmierend schwach aus", kommentiert Analyst Paul Donovan in der Ende vergangener Woche erschienenen Studie. "Das Bild zeigt relativ geringe Zuwächse bei den nominellen verfügbaren Einkommen in Verbindung mit Inflation."

Inflationsungleichheit hat zugenommen

Untersucht wurden die realen (inflationsbereinigten) verfügbaren Einkommen, das ist jener Teil des Einkommens, der den privaten Haushalten für den privaten Konsum zur Verfügung steht. Die UBS hat sich dabei anhand offizieller statistischer Daten (Eurostat) die Einkommensentwicklung von zehn Einkommensgruppen (Dezilen) angesehen und hat dabei herausgefunden, dass sich nicht nur die Löhne unterschiedlich entwickelt haben, sondern auch die Preissteigerungen für die jeweiligen Einkommensgruppen unterschiedlich ausfallen: "Während der vergangenen zehn Jahre hat die Inflationsungleichheit zugenommen. Güter und Dienstleistungen, die von ärmeren Haushalten angeschafft werden, haben sich tendenziell stärker verteuert als die Güter und Dienstleistungen, die von einkommensstarken Haushalten nachgefragt werden."

Das bedeute konkret, dass in Österreich die ärmsten Haushalte am stärksten verloren haben, das reichste Zehntel noch am wenigsten (kumuliert um 10 Prozent). Anders als in der Mehrzahl der anderen Länder haben in der Alpenrepublik aber alle Einkommensgruppen verloren. Durchgängig auf der Verliererseite des ersten Euro-Jahrzehnts befanden sich auch die deutschen und irischen Haushalte. Bei den Griechen, Spaniern, Portugiesen sowie (untypischerweise) Finnen haben alle Einkommensschichten gewonnen. Zu den Verlieren gehören auch die französische und italienische Mittelklasse.

Annäherung der Einkommen

Relativ am stärksten legten die verfügbaren Einkommen der Ärmsten in Frankreich, Spanien, Portugal und Griechenland zu. Letztere lagen allerdings vorher bereits sehr tief. Ein Angehöriger des schwächsten Einkommenszehntels in Frankreich hat noch 2010 doppelt so viel bekommen als ein Grieche im letzten Einkommens-Dezil seines Landes.

"So als ob das Bild nicht sowieso schon kompliziert genug wäre" hat sich durch die Veränderungen in den Einkommen aber eine langsame Annäherung der Einkommen in der Eurozone ergeben, schreibt die UBS. "Diese Errungenschaft aufzugeben müsste wohl als pervers angesehen werden." In den Berechnungen nicht enthalten sind übrigens aber auch die Folgen der "wilden Austeritätsmaßnahmen" der vergangenen beiden Jahre. Analysiert wurden nur die Daten bis 2010.

"Für die meisten, wenn nicht alle Euro-Länder war die Entscheidung, an einer dysfunktionalen Währungsunion teilzunehmen eine in wirtschaftlicher Hinsicht schlechte", schreibt Donovan. "Der Umstand, dass in einigen teilnehmenden Volkswirtschaften der Lebensstandard gefallen ist, wird dort wahrscheinlich Ressentiments und Bitterkeit gegen jene Volkswirtschaften schüren, deren Lebensstandard gestiegen ist."

(APA)

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