"Deutschland braucht Strom aus Österreich"

Deutschland braucht Strom oesterreich
Deutschland braucht Strom oesterreich(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die winterliche Aushilfe durch heimische Kraftwerke werde kein Einzelfall bleiben, sagt der Chef des deutschen Netzbetreibers.

Wien/Apa/Jaz. Der 8. Februar 2012 war ein kalter, dunkler Wintertag. Die sibirische Kälte, die zu diesem Zeitpunkt in ganz Europa herrschte, trieb auch in Deutschland die Menschen in ihre Wohnungen und Häuser, wo sie das Licht einschalteten und die Heizungen aufdrehten. Und dies führte erstmals seit Jahrzehnten dazu, dass Deutschland Probleme hatte, sich selbst mit Strom zu versorgen (später stellte sich heraus, dass Händler auch falsche Bedarfsprognosen abgeliefert hatten, um den Preis zu drücken). Nur durch das schnelle Ans-Netz-Schalten von zuvor gesicherten Kraftwerkskapazitäten bei Verbund und EVN konnten die deutschen Netzbetreiber ein Blackout verhindern.

Laut Martin Fuchs, dem Chef des deutschen Übertragungsnetzbetreibers Tennet, war dies jedoch kein einmaliges Ereignis. Deutschland werde noch „für die nächsten 50 Jahre“ Stromlieferungen aus Österreich benötigen. Grund dafür ist der Atomausstieg Deutschlands, der vor allem im süddeutschen Raum zu Engpässen führen kann. Als Ersatz für die abgeschalteten AKW sollen nämlich Windkraftwerke im Norden und Fotovoltaikanlagen im Süden des Landes fungieren. Letztere liefern aber im Winter kaum Strom. Und da die Netze für die Übertragung des Windstroms von Nord nach Süd fehlen, kann es im stark industrialisierten Bayern und in Baden-Württemberg zu einer Unterversorgung kommen.

Die Hilfe aus Österreich darf laut der heimischen E-Wirtschaft jedoch keine dauerhafte Lösung sein, da auch Österreich seit 2001 übers Jahr gerechnet Stromimporteur ist und an kalten Wintertagen künftig ebenfalls Engpässe haben könnte. Es bestehe die Gefahr, dass die Stromversorgung unsicher werde, meinte jüngst Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Und die Versorgungssicherheit sei einer der Gründe, warum Industriebetriebe trotz hoher Lohnkosten noch in Österreich investieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2012)

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