T-Mobile: Österreich ist Schlusslicht

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In keinem europäischen Land ist für T-Mobile die Ertragslage so schlecht wie in Österreich. Der Grund dafür sei der Preiskampf. Ob sich die Lage durch die Fusion von Drei und Orange ändern wird, ist offen.

Wien/Höll. Die Deutsche Telekom gehört zu den führenden Telekomkonzernen in Europa. Ihr Netzwerk reicht von Großbritannien über die Niederlande bis nach Kroatien. In keinem anderen Land verdienen die Deutschen aber so wenig Geld wie in Österreich.

Die Ebitda-Marge von T-Mobile Austria liege derzeit bei 27 Prozent, sagte der seit September amtierende Österreich-Chef, Andreas Bierwirth, am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Damit befinden sich die Österreicher an der letzten Stelle der ausländischen T-Mobile-Tochterfirmen. Im Nachbarland Tschechien komme man auf eine Ebitda-Marge von 50 Prozent. In Europa liege der Durchschnittswert zwischen 35 und 40 Prozent. Beim Ebitda handelt es sich um das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Im Vorjahr ist bei T-Mobile dieser Wert um zehn Prozent auf 253 Mio. Euro zurückgegangen. Die Ebitda-Marge ist das Verhältnis vom Ebitda zum Umsatz. Wie hoch bei T-Mobile in den vergangenen Jahren der Reingewinn oder der Verlust nach Abzug der Zinsen, Steuern und Abschreibungen gewesen ist, wollte Bierwirth nicht verraten. Allerdings hatte Orange-Chef Michael Krammer in der Vergangenheit erklärt, die Branche sei in Österreich nicht in der Lage, Geld zu verdienen.

Als Grund für die schwache Ertragslage nennt Bierwirth den Preiskampf. Die Firmen stünden heute „alle gemeinsam vor einem Scherbenhaufen, und fragten sich: ,Was sollen wir tun?‘“. Die Deutsche Telekom hatte den früheren Vorstand der Austrian Airlines (AUA) geholt, um die Talfahrt stoppen. Mit 4,1 Mio. Kunden und einem Marktanteil von 31 Prozent ist T-Mobile in Österreich der zweitgrößte Mobilfunkanbieter. Auf Platz eins liegt Telekom Austria. Laut einer von T-Mobile in Auftrag gegebenen Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) sind in keinem Land Europas die Telekom-Tarife seit 2006 so stark gefallen wie in Österreich (siehe Grafik). Der Monatsumsatz pro Handykunde sank von 33 Euro auf 19 Euro. Selbst in osteuropäischen Ländern, wo die Bevölkerung weniger verdient, sei laut Bierwirth die Lage viel besser.

Rückgang bei Investitionen?

Daher gebe es im Konzern, wenn es um Investitionen für T-Mobile Austria geht, „natürlich kritische Diskussionen“. Dementiert werden von Bierwirth aber Spekulationen, dass sich die Deutschen aus Österreich zurückziehen. Sollte die Ertragslage aber weiterhin so angespannt bleiben, könnte es in der Branche bei den Investitionen einen Rückgang geben.

Dabei gehörte Österreich für die Deutsche Telekom einst zu den Hoffnungsmärkten. 2006 hatte der Konzern für 1,3 Mrd. Euro den Rivalen Telering übernommen. Ob dieser Zukauf ein Fehler gewesen sei, wollte Bierwirth nicht beurteilen. Erst ab 2015 erwartet der Manager für T-Mobile Austria steigende Umsätze. Um trotzdem die Ebitda-Marge – wie von der deutschen Mutter gefordert – auf über 30 Prozent zu erhöhen, plant er ein Kostensenkungsprogramm von 100 Mio. Euro. Einen Mitarbeiterabbau im großen Stil werde es aber nicht geben. Derzeit hat T-Mobile Austria rund 1400 Beschäftigte.

Unter Druck geraten könnte die Gesellschaft durch die bevorstehende Fusion von Orange Austria und „Drei“. Der französische Telekomkonzern France Telekom und der Finanzinvestor Mid Europa Partners will Österreichs drittgrößten Mobilfunkanbieter für 1,3 Mrd. Euro an Drei veräußern. Die orange Billigmarke Yesss soll an Telekom Austria gehen.



Obwohl die Wettbewerbshüter Bedenken äußerten, erwartet Bierwirth eine Genehmigung des Zusammenschlusses. Damit verringert sich die Zahl der Handyanbieter in Österreich von vier auf drei. Erklärtes Ziel von Hutchison ist es, T-Mobile zu überholen. Doch das werde nicht passieren, versichert Bierwirth. Man werde alles tun, um den zweiten Platz zu verteidigen. Die EU-Wettbewerbsbehörden müssen bis 21. Dezember über die Fusion von Orange Austria und Drei entscheiden.

Bierwirth befürchtet Nachteile für T-Mobile und verlangt daher eine Umverteilung der bestehenden Mobilfunklizenzen: „Wir würden über Nacht in ein technologisches Hintertreffen geraten, weil unsere Frequenzbänder nicht so günstig liegen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2012)

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