Kampf gegen "Geierfonds": Gnadenfrist für Argentinien

Kampf gegen Geierfonds Gnadenfrist
Kampf gegen Geierfonds Gnadenfrist(c) Reuters ( Steve Marcus)
  • Drucken

Etappensieg nach der Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Argentinien holt im Schuldenstreit mit Hedgefonds-Milliardär Paul Singer ein wenig Luft.

Im Streit mit Anleiheninvestoren über einen Schuldenschnitt kommt Argentinien vorerst um die Zahlung einer Milliardensumme herum. Ein Berufungsgericht in New York erließ am Mittwoch eine einstweilige Verfügung, nach der ein entsprechendes Urteil des New Yorker Bezirksrichter Thomas Griesa ausgesetzt wird. Er hatte angeordnet, dass die Regierung in Buenos Aires bis zum 15. Dezember 1,3 Milliarden US-Dollar (rund eine Milliarde Euro) auf ein Treuhandkonto einzahlen muss. Er hat diese Macht, weil das lateinamerikanische Land seine Dollar-Anleihen quasi direkt vor seiner Haustür über die Bank of New York Mellon abwickelt.

Argentinien erhält nun mehr Zeit, Einwände dagegen hervorzubringen. Die mündliche Verhandlung wurde für den 27. Februar angesetzt. Der Rechtsstreit wird zehn Jahre nach der Staatspleite Argentiniens erbittert geführt. Einige Investoren wollen einen Schuldenschnitt von damals nicht akzeptieren und ihre Darlehen komplett zurück. Wegen der Auseinandersetzung haben viele Investoren erneut um ihr Geld Angst.

Fitch: Argentinien droht Zahlungsausfall

Die Ratingagentur Fitch senkte aufgrund des Rechtsstreits nun die Bonitätsnote des lateinamerikanischen Landes am Dienstag um fünf Stufen, wie "DiePresse.com" berichtete. Die Herabstufung auf CC "spiegele Fitchs Ansicht wider, dass ein Zahlungsausfall Argentiniens wahrscheinlich ist", erklärte die US-Agentur. Die Mitte-Links-Regierung will die Forderungen der rebellischen Investoren aber auf keinen Fall erfüllen.

Hintergrund der Blockade ist ein Rechtsstreit, den der New Yorker Hedgefonds-Milliardär Paul Singer vom Zaun gebrochen hat. Er hatte kurz vor dem damaligen Staatsbankrott argentinische Anleihen zum Schnäppchenpreis gekauft und sich anschließend nicht am Forderungsverzicht bei den Umschuldungsrunden in den Jahren 2005 und 2010 beteiligt. Stattdessen klagte er auf die volle Rückzahlung zum ursprünglichen Nennwert - was einen Gewinn von bis zu einer Milliarde Dollar bringen könnte. Richter Griesa gab ihm jüngst Recht.

Das Geschäftsmodell eines "Geierfonds"

Singer gehört der berüchtigte Hedgefonds Elliott Associates, der sich darauf spezialisiert hat, Pleitestaaten in die Mangel zu nehmen. Peru, Griechenland und Kongo können laut "n-tv.de" davon ein Lied singen. Auch sie sind in der Vergangenheit ins Visier des Hedgefonds geraten. Singer ließ dem Kongo sogar 90 Millionen Dollar Entwicklungshilfe sperren, berichtet "Spiegel Online".

Die Strategie ist laut dem TV-Sender einfach: Bahnt sich eine Staatspleite an, kauft der Investor Staatsanleihen zum Schnäppchenpreis. Wenn der Staat dann seine Zahlungsunfähigkeit verkündet, klagt Singer auf volle Rückzahlung. Das ist riskant, aber nicht selten profitabel.

Hedgefonds lässt Kriegsschiff beschlagnahmen

Zuletzt ließ NML, einer der Elliott-Fonds, die "Libertad", ein Schulschiff der argentinischen Marine, von den Behörden des afrikanischen Landes Ghana beschlagnahmen, wie "DiePresse.com" berichtete. Das Schiff zählt zur argentinischen Kriegsflotte und damit auch zum Staatsvermögen, auf das der Geierfonds Zugriff zu erlangen versucht.

(APA/Reuters/phu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Argentinien Fitch senkt Kreditwuerdigkeit
International

Argentinien: Fitch senkt Kreditwürdigkeit um fünf Stufen

Ein US-Gerichtsurteil bringt das südamerikanische Land in Bedrängnis. Ein Zahlungsausfall Argentiniens sei wahrscheinlich, urteilt die Ratingagentur.
Außenpolitik

Argentinien fordert Freigabe der "Libertad"

Nachdem Ghana das Marineschulschiff beschlagnahmt hat, zieht Argentinien vor den Internationalen Seegerichtshof.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.