Trickste Deutsche Bank mit Finanzkrisen-Verlusten?

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Trickste Deutsche Bank FinanzkrisenVerlusten(c) AP (Mario Vedder)
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Das Geldinstitut soll im Zuge der Finanzkrise Verluste in Höhe von zwölf Milliarden Euro verschleiert haben. Der Aufsichtsrat will die Vorwürfe prüfen.

Neu aufgeflammte Vorwürfe der Bilanztrickserei haben Insidern zufolge den Aufsichtsrat der Deutschen Bank alarmiert. Die Aufseher wollten Antworten vom Management, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Die Vorwürfe aus den Zeiten der Finanzkrise seien zwar alt und im Grundsatz bekannt. Doch das Ausmaß, über das in dieser Woche in Medien berichtet worden ist, sei neu. Ein anderer Insider sagte, der Aufsichtsrat wolle sich mit dem Thema bei seiner nächsten Sitzung befassen. Dies werde voraussichtlich erst Ende Jänner der Fall sein.

Neuer Chef-Kontrolleur ist seit dem Sommer der frühere Allianz-Vorstand Paul Achleitner, der Deutschlands größtem Geldhaus einen Kulturwandel verordnet hat und derzeit auch die Aufarbeitung des Skandals um Zinsmanipulationen vorantreibt.

Vorwurf: Buchverluste nicht ausgewiesen

Die Deutsche Bank wollte sich zu den jüngsten Entwicklungen nicht äußern. Die Vorwürfe der Bilanztrickserei hatte die Bank in dieser Woche zurückgewiesen. Sie gehen auf die ersten Jahre der Finanzkrise zurück: Ehemalige Mitarbeiter beschuldigen das Institut, damals Milliarden an Buchverlusten nicht ausgewiesen zu haben. Dadurch habe sich die Bank, die unter ihrem damaligen Chef Josef Ackermann ohne Staatshilfe durch die Krise gekommen ist, schöngerechnet. Ackermann hatte einmal gesagt, es wäre eine Schande, wenn die Deutsche Bank Gelder des Staates in Anspruch nehmen müsste.

Reuters hat erstmals Mitte 2011 über die Vorwürfe berichtet. Grund der neuen Aufregung war nun ein Bericht der "Financial Times": Es gehe um verschleierte Verluste von bis zu zwölf Milliarden Dollar (rund 9,3 Mrd. Euro). Das Blatt beruft sich auf drei ehemalige Mitarbeiter, die sich an US-Regulierer wie die Börsenaufsicht SEC gewandt hätten.

Bank hätte womöglich Staatshilfe nehmen müssen

Konkret geht es um hochkomplexe Wertpapiere in einem bis zu 130 Milliarden Dollar schweren Derivateportfolio des Instituts, das mittlerweile weitgehend abgebaut worden ist. Wenn das Institut diese Papiere damals korrekt nach Marktwerten bilanziert hätte, wären die Ergebnisziele nicht erreicht worden, erklärte die Kanzlei Labaton Sucharow, die einen ehemaligen Risikoanalysten der Bank vertritt. Laut "FT" hätte die Bank möglicherweise sogar Staatshilfe nehmen müssen.

Die Deutsche Bank arbeitet nach eigenen Angaben in den USA mit der SEC zusammen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin wollte sich zu dem konkreten Fall nicht äußern. Sie hat aber grundsätzlich das Recht, an Aufsichtsratssitzungen teilzunehmen, wenn sie das für nötig hält.

"BaFin und Wirtschaftsprüfer haben geschlafen"

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Gerhard Schick, hatte sich am Donnerstag sogar für eine Sonderprüfung der Bonner Behörde bei der Deutschen Bank ausgesprochen. Auch von den Linken im Bundestag kam harsche Kritik an den Aufsehern: "Dass so etwas zutage tritt, zeigt, dass Dutzende von Wirtschaftsprüfern und die Bafin geschlafen und nichts mitbekommen haben", sagt Axel Troost, finanzpolitischer Sprecher der Linke-Fraktion, zu Reuters.

(APA/Reuters)

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