Libor-Skandal: UBS muss eine Milliarde Euro zahlen

LiborSkandal muss eine Milliarde
LiborSkandal muss eine Milliarde(c) EPA (Walter Bieri)
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Die größte Schweizer Bank hat den Zinssatz Libor manipuliert. Der Quartalsverlust der Bank wird bis zu 2,1 Milliarden Euro betragen.

Die Verstrickung in den Libor-Skandal kommt die UBS teuer zu stehen. Die größte Schweizer Bank muss mit insgesamt rund 1,4 Milliarden Franken (1,16 Mrd. Euro) die zweithöchste Geldstrafe berappen, zu der eine Bank jemals verdonnert wurde. Dutzende von Händlern und Mitarbeitern der Bank waren nach Erkenntnissen der Aufsichtsbehörden in die Manipulationen des Referenzzinses verwickelt. Sogar Schmiergeld wurde gezahlt, wie es im am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsbericht der britischen Aufsichtsbehörde FSA hieß. UBS habe in "schwerer Weise gegen Schweizerische Finanzmarktgesetze verstoßen", urteilte die Schweizer Bankenaufsicht FINMA, die die Libor-Aktivitäten der Bank von 2006 bis 2010 untersuchte. Das Kontrollsystem der Bank habe erhebliche Mängel aufgewiesen.

"Ein Kapitel, das sicher nicht positiv ist," sagte Konzernchef Sergio Ermotti, der die Bank seit Herbst des vergangenen Jahres führt. "Wir bedauern dieses unangemessene und unethische Verhalten zutiefst", erklärte er. UBS habe von sich aus bei den Behörden Meldung erstattet, nachdem sie das Fehlverhalten festgestellt habe. Es ist der zweite große Skandal für die Bank, nachdem der inzwischen zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilte frühere UBS-Händler Kweku Adoboli vor mehr als einem Jahr gut 2,3 Milliarden Dollar in den Sand setzte. Auch in diesem Fall machte die Bankenaufsicht schwere Mängel der bankinternen Kontrolle aus.

Am meisten Geld fließt in die USA

Die Behörden fassten UBS erheblich härter an als die britische Großbank Barclays Bank, die ebenfalls wegen des Libor-Skandals rund 450 Millionen Dollar (347,12 Mio. Euro) Buße auf den Tisch legen musste. Mehr als die Schweizer zahlte kürzlich lediglich die britische Großbank HSBC, die wegen Geldwäsche zu 1,9 Milliarden Dollar verdonnert wurde. Die Deutsche Bank, die sich wegen ihrer Verstrickung in den Libor-Skandal seit Monaten mit einer Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin konfrontiert sieht, steht Kreisen zufolge noch nicht in Vergleichsverhandlungen. In eigenen Untersuchung konnte die Bank bisher keine Hinweise darauf entdecken, dass der Vorstand von Händler-Tricksereien wusste. Auch bei der UBS fand die Schweizer Aufsicht keine Hinweise, dass das damalige Top-Management Kenntnisse davon hatte, was an der Libor-Front lief.

Den Löwenanteil der UBS auferlegten Geldstrafe streichen mit 1,2 Milliarden Franken die Amerikaner ein. Die britische Financial Service Authority (FSA) verhängte eine Geldstrafe von 160 Millionen Pfund Sterling (197,54 Mio. Euro). Die Schweizer Bankenaufsicht zieht 59 Millionen Franken an unrechtmäßig erwirtschafteten Gewinnen ein. In Japan wird die dortige UBS-Tochter UBS Securities Japan in einem einzelnen Anklagepunkt im Zusammenhang "mit der Manipulation gewisser Referenzzinssätze inklusive Yen-Libor" auf schuldig plädieren. Dieser Punkt ist nach UBS-Angaben Teil der Vereinbarung mit dem US-Justizministerium. Auch wenn es nur um einen einzelnen Punkt geht, ein Schuldspruch in Japan kann Rechtsexperten zufolge die Erfolgschancen für Schadenersatzklagen gegen UBS erhöhen. Auf den Libor-Sätzen basiert die Verzinsung von Finanzinstrumenten im Volumen von mehreren hundert Billionen Dollar.

Zinshändler mit "beträchtlichem Eigeninteresse"

UBS wollte in dieser Hinsicht wenig sagen. Es sei noch offen, wie die eigentliche Zinsfestlegung tatsächlich durch das Vorgehen verschiedener Finanzinstitute beeinflusst wurde, erklärte Konzernchef Ermotti in einem Mitarbeiterbrief. Erst wenn das klar sei, wisse man, ob und wie Kunden davon betroffen sind. Auf jeden Fall ist die Sache für die Bank noch nicht zu Ende. Es laufen immer noch Untersuchungen andere Aufsichtsbehörden, wie Ermotti weiter schrieb.

Die UBS-Zinshändler gingen offenkundig ohne Unrechtsbewusstsein zu Werke, wie von der FINMA und der FSA veröffentlichte Unterlagen zeigen. In mehr als 1100 E-Mails forderten Händler die für die Libor-Eingaben verantwortlichen UBS-Mitarbeiter zur Nennung höherer oder tieferer Werte auf. So fragte etwa ein Händler einen Libor-Eingeber, ob der Yen-Einmonats-Libor nicht tiefer angegeben werden könne, weil das günstig für seine Handelsposition wäre. "Klar, kein Problem", schrieb diese Person zurück. Der Händler bedankte sich und erklärte, er werde seine Position dann am Freitag darauf schließen können. Den Händlern ging es nach FINMA-Angaben um "beträchtliche Eigeninteressen".

Auch Kreditwürdigkeit spielte Rolle

Während der Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 war auch das Bestreben im Spiel, die Kreditwürdigkeit der UBS positiv zu beeinflussen. Da waren laut FINMA dann auch leitende Mitarbeiter beteiligt, die "unangemessene Richtungsvorgaben" erteilt hätten. Insgesamt, so die FSA, "wurden die Manipulationen offen vorgenommen und sie wurden von einer großen Gruppe von Individuen als normale und akzeptable Geschäftspraktiken empfunden". Die treibende Kraft war nach Angaben der FINMA ein einzelner Händler, der von 2006 bis 2009 in Tokio tätig war. Der Mann forderte auch Mitarbeiter von Drittbanken und unabhängigen Maklern auf, bei den Manipulationen mitzumachen.

Aufgrund der Libor-Geldstrafe und wegen Rückstellungen für Rechtsfälle rechnet UBS im vierten Quartal mit einem Verlust von zwei bis 2,5 Milliarden Franken. Für das ganze Jahr erwartet die Bank auf bereinigter Basis einen Vorsteuergewinn zwischen 2,5 und drei Milliarden Franken. Im Vermögensverwaltungsgeschäft rechnet UBS mit einem positiven Neugeldwachstum.

UBS-Aktie legt zwei Prozent zu

An der Börse legte die UBS-Aktie knapp zwei Prozent zu. "Es hätte schlimmer kommen können", sagte ein Händler. Die Ungewissheit werde reduziert, hieß es in einem Marktkommentar des Lokalrivalen Credit Suisse. Das alles nage an der Reputation der Bank, erklärte Sarasin-Analyst Rainer Skierka. "Wir sehen es aber auch als Teil des riesigen Aufräum-Prozesses, den das neue Management und der neue Verwaltungsrat der Bank eingeleitet haben", erklärte der Analyst weiter.

(APA/Reuters)

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