USA: Ratingagenturen fordern Schuldenabbau

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Moody's und Standard & Poor's kritisierten den Kompromiss im US-Haushaltsstreit als nicht ausreichend.

Nach dem mühsam ausgehandelten Kompromiss zum US-Haushalt stehen die Politiker in Washington vor ihrer eigentlichen Bewährungsprobe: Sie müssen mit dem Schuldenmachen aufhören. Andernfalls droht der weltgrößten Volkswirtschaft die Abstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Mit einem derartigen Schritt drohen die großen Ratingagenturen.

Moody's und Standard & Poor's kritisierten den Kompromiss als nicht ausreichend. Im Kampf gegen das gewaltige Defizit müsse mehr getan werden, erklärten die US-Agenturen einhellig. Die USA haben nach Aussagen der Regierung bereits zum Jahresende die gesetzlich festgelegte Obergrenze bei den Schulden von 16,4 Billionen Dollar (12,65 Billionen Euro) erreicht.

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Die Verhandlungen über Ausgabenkürzungen wird der neu zusammengesetzte 113. Kongress übernehmen, der am Donnerstag seine Arbeit aufnehmen sollte. Dabei zeichnet sich als größter Knackpunkt die Frage von Einschnitten ins soziale Netz ab. Die Republikaner verlangen hier deutliche Einsparungen.

US-Präsident Barack Obama und seine Demokraten wollen dagegen vor allem die Rentenversicherungen unangetastet lassen. Bei den Gesundheitsprogrammen für Ältere und Bedürftige sehen aber auch sie ein Sparpotenzial von 100 Milliarden Dollar im Zeitraum von zehn Jahren (mehr dazu ...).

Druck machen vor allem die Ratingagenturen, an deren Einschätzung sich Investoren in aller Welt orientieren. Senken sie den Daumen über einem Land, kann dies die Aufnahme von frischem Geld am Kredit-und Kapitalmarkt verteuern und erschweren. Die Macht der Agenturen hatten in der Schuldenkrise auch europäische Länder zu spüren bekommen.

Bereits im Sommer 2011 herabgestuft

Bei Standard & Poor's haben die USA das Toprating bereits im Sommer 2011 verloren. Der Ausblick ist darüber hinaus "negativ", so dass eine weitere Abstufung möglich ist.

Ein ähnliches Schicksal droht den USA bei Moody's. In einer Mitteilung vom späten Mittwochabend warnte die Ratingagentur: Wenn die USA ihre Topnote weiter behalten wollten, müsse mittelfristig ein Abwärtstrend bei der Staatsverschuldung erkennbar sein.

Geringe Stabilität und Effizienz

Nach Einschätzung von Standard & Poor's ändert der Kompromiss wenig am unbefriedigenden Zustand der öffentlichen Finanzen Amerikas. Der politische Prozess sei nach wie vor durch geringere Stabilität, Effizienz und Vorhersehbarkeit gekennzeichnet, teilte die Agentur ebenfalls am späten Mittwochabend mit.

Bisher haben die USA keine Probleme damit, ihre Anleihen abzusetzen - sprich neue Schulden aufzunehmen. Denn auf der Suche nach sicheren Häfen für ihr Geld haben internationale Anleger angesichts der niedrigen Zinsen immer weniger Alternativen. Deshalb greifen sie nach den Schuldpapieren der weltgrößten Volkswirtschaft, die mit dem Dollar zudem über die Weltreservewährung verfügt.

(APA/Reuters)

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