Fracking: Behörde gegen Behörde

(c) EPA (PATRICK SEEGER)
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Das deutsche Umweltbundesamt sieht Fracking von Schiefergas als Gefahr für die Trinkwasserversorgung an. Laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ist diese Einschätzung allerdings falsch.

Wien/jaz. Schiefergas ist das bestimmende Thema der Energiebranche. Dank der sogenannten „unkonventionellen Quellen“ hat sich der Gaspreis in den USA gegenüber 2008 bereits mehr als halbiert und wird laut Internationaler Energieagentur mittelfristig auf ein Fünftel von jenem in Europa fallen. Nordamerika soll durch die vor rund zehn Jahren ausgebrochene Schiefergas-Revolution auch unabhängig von Gasimporten werden.

In Europa steht die Nutzung von Schiefergas indes in der Kritik von Umweltschützern und Politikern. Grund dafür ist das zur Förderung notwendige Fracking (Aufbrechen von Gestein mit unter Druck in den Boden gespritztem, mit Chemikalien versetztem Wasser). Dies könne eine Kontamination des Grundwassers und somit des Trinkwassers nach sich ziehen, so die Kritiker. Angefacht wurden die Ängste von unter Experten äußerst umstrittenen Dokumentationen wie dem Film „Gasland“.

Tausende Meter unter Grund

In Deutschland gab Umweltminister Peter Altmaier (CDU) daher beim Umweltbundesamt eine Studie über Fracking in Auftrag. Das Ergebnis gab den Kritikern von Schiefergas Rückenwind: Es gebe mögliche Gefahren für die Trinkwasserversorgung.

Dem widerspricht nun eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) in Auftrag gegeben worden ist und dem „Handelsblatt“ vorliegt. Demnach stehen die beim Fracking betroffenen Wasserschichten in mehreren tausend Metern nicht in Kontakt mit jenen Schichten, aus denen Trinkwasser bezogen wird. Die Gefährdung sei daher weit geringer.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam im Februar 2012 eine Studie der University of Texas. Diese wurde jedoch zurückgezogen, nachdem im Herbst bekannt wurde, dass der Studienautor finanzielle Verbindungen mit einer Schiefergasfirma hat. Die US-Umweltbehörde EPA arbeitet daher schon seit Längerem an einer großen Studie, die alle Fragen klären soll. Sie wird für 2014 erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2013)

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