Technologie: Apple patentiert sich ein Windrad

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Google, Apple und Microsoft-Gründer Bill Gates entdecken grüne Energie als neues Geschäftsfeld. Sie pumpen Millionen in teils skurrile Ideen und verdienen gut mit geförderten Wind- und Solarparks.

Wien. Apples jüngstes Patent ist etwas Besonderes. Mit Smartphones und Computern hat es denkbar wenig zu tun. Stattdessen wagt sich der US-Elektronikkonzern auf bisher unbekanntes Terrain. Apple schützt sich die Idee eines Windrades, das auch dann Energie liefern soll, wenn einmal Flaute ist. Statt die Rotation des Windrades direkt in Strom umzuwandeln, will Apple die Energie nutzen, um eine Flüssigkeit zu erhitzen und die Elektrizität so speichern. Der 14 Seiten starke Patentantrag bedeutet nicht nur, dass sich künftig wohl auch die Ökostrom-Pioniere für den Patentkrieg wappnen müssen, er unterstreicht auch einen Trend in der Technologiebranche: Ob Google, Apple oder Microsoft-Gründer Bill Gates – Amerikas Tech-Größen haben grüne Energie als neues Geschäftsfeld für sich entdeckt.

Flüssigbatterie und Mini-Meiler

Knapp eine Milliarde US-Dollar hat alleine Google in den Bau von Ökostromanlagen und die Entwicklung neuer Technologien für die saubere Energieproduktion gesteckt. Firmen wie Makani Power arbeiten für den Internetriesen an Windsegeln, die zwei Kilometer über der Erde die Kraft des Windes einfangen sollen. Denn in diesen Höhen ist der Wind stärker und beständiger, was die Kosten der Stromproduktion schlussendlich senken soll. Mit Alta Rock will Google so tief in die Erde bohren, bis es heiß genug ist, um Wasser in einem künstlich angelegten See zum Kochen zu bringen, das dann zur Energieerzeugung im Kreis geschickt wird. Beide sind noch nicht marktreif. Nicht alle Investitionen werden Erfolg haben, räumt Googles Energie-Zar Bill Weihl ein. Haben sie aber doch Erfolg, müssen sie in der Lage sein, die Kosten für Erneuerbare extrem zu senken.

Auch Microsoft-Gründer Bill Gates hat seine Liebe zur grünen Energie entdeckt. Sein jüngstes Baby fand er im Internet. Die Online-Lectures von Don Sadoway haben den Multimilliardär dazu bewogen, selbst zum Telefonhörer zu greifen und den 62-Jährigen zum Jungunternehmer zu machen. Seither sucht der Universitätsprofessor für Gates nach einem billigen Weg, Energie zu speichern. Die Idee: Metallpulver wird so stark erhitzt, bis es sich verflüssigt und dann in Millisekunden ge- und entladen werden kann. Bis zu 30 Mal in Serie hat das bisher funktioniert. Bis 2014 will das Unternehmen Ambri die Flüssigbatterie zur Marktreife bringen. Auf seiner Suche nach sauberen Energiequellen hat Gates ein deutlich breiteres Verständnis als in Europa üblich. So steckte er etwa Millionen in die Firma Terrapower, die Mini-Atommeiler entwickelt. Im Boden vergraben sollen sie jahrzehntelang fast ohne Wartung Strom liefern.

Aber Schlagzeilen mit spektakulären Erfindungen sind nur ein Motiv für die Internetbranche, in erneuerbare Energien einzusteigen. Der wichtigere Grund ist viel banaler: Die Tech-Giganten verbrauchen verdammt viel Strom – und der ist nicht billig. Da kommt es billiger, man macht ihn gleich selbst. Die Datacenter von Google verbrauchen etwa so viel Elektrizität wie eine mittlere Kleinstadt. Ein gutes Drittel davon erzeugt der Konzern mittlerweile selbst. Etwa im weltgrößten Windpark in Oregon, für den Google 100 Mio. Dollar springen ließ. Auch Apple hat erst im November drei Mio. Dollar in einen Solarpark gesteckt, um sein Datencenter in Maiden zu hundert Prozent mit grünem Strom versorgen zu können. Das freut nicht nur die Umweltaktivisten, sondern auch die Finanzabteilungen bei Apple und Google.

Förderkaiser Apple und Google

Denn dank großzügiger „Spenden“ der Steuerzahler ist grüne Energie in vielen Ländern auch ein fabelhaftes Geschäft. Laut einem Bericht von „Clean Edge“ haben die USA im Rahmen des Recovery and Reinvestment Act of 2009 Steuererleichterungen und direkte Förderungen in Höhe von 70 Milliarden Dollar für die Produktion von sauberer Energie ausgegeben. Mit ihrem Sprung in die Ökostrombranche haben Apple und Google also nicht nur ihre Claims in einem Hoffnungsmarkt abgesteckt. Die beiden Firmen, sie zählen zu den profitabelsten der Welt, reihen sich auch in der Schlange der Subventionsempfänger ganz vorne ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2013)

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