Reichster Europäer kommt aus Spanien

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Amancio Ortega ist Gründer der Zara-Mutter Inditex und 45 Mrd. Euro schwer. Weltweit liegt er damit auf dem dritten Rang. Kein anderer Milliardär konnte sein Vermögen im vergangenen Jahr so stark steigern wie er.

Wien/Ag./Nst. Er ist der Sohn eines Eisenbahners, brach mit 13 Jahren die Schule ab und verdiente sein Geld als Aushilfskraft in Bekleidungsgeschäften der spanischen Hafenstadt La Coruña.

Heute ist Amancio Ortega 76 Jahre alt, Gründer der Modekette Zara, reichster Spanier und mit einem Vermögen von 59,3 Mrd. Dollar (45,2Mrd. Euro) auch reichster Europäer. Ikea-Gründer Ingvar Kamprad, verliert damit seine Spitzenposition in Europa. Etwas, was sich Ortega ebenso auf seinen Fahnen heften kann: Sein Vermögen vermehrte sich im Vorjahr stärker als das jedes anderen Milliardärs.

Den Grundstein für seinen Erfolg legte Ortega vor rund 40 Jahren mit „Confecciones Goa“ – aus dem später der Inditex-Konzern entstehen sollte. 1975 folgte die Eröffnung der ersten eigenen Filiale. Damals noch unter dem Namen „Zorba“. Da es nur wenige Häuserblöcke weiter ein gleichnamiges Geschäftslokal gab, sah sich Ortega gezwungen, sich etwas anderes einfallen zu lassen: Die Textilkette Zara, heute Herzstück des Inditex-Konzerns, war geboren.

Inditex ist mit Marken wie Zara, Massimo Dutti, Pull&Bear oder auch Bershka in den vergangenen Jahren zum größten Bekleidungskonzern der Welt aufgestiegen und hat Ketten, wie die schwedische Modemarke Hennes& Mauritz hinter sich zurückgelassen.

Die Stärke des Unternehmens basiert auf mehreren Faktoren. Die angebotene Ware spricht Kunden vieler Altersklassen an, sie ist vergleichsweise günstig, sieht deswegen aber nicht billig aus. Die Mode ist außerdem immer auf dem Höhepunkt der Zeit. Kein Wunder, denn was zuvor auf den internationalen Laufstegen präsentiert wurde, wird umgehend kopiert und so schnell wie möglich an die – in erster Linie weibliche – Zielgruppe gebracht. Das Sortiment wechselt dabei laufend, nicht bloß ein paar Mal im Jahr, wie das bei anderen Textilfirmen der Fall ist. Die Filialen reagieren umgehend auf die Wünsche ihrer Kunden. Was diesen gefällt, kann beim Hauptsitz laufend nachbestellt werden. Zweimal pro Woche werden Bekleidung, Schuhe und Accessoires dann ausgeliefert, stets ist das Sortiment mit Waren aus einer neuen Kollektion bestückt.

Rapide Expansion

Zwar lässt die Zara-Mutter auch in Fernost fertigen, die wichtigsten Teile einer Kollektion werden jedoch im Umkreis des Konzerns, in Europa oder Nordafrika, gefertigt. Die Wege sind so kürzer und die Mode schneller dort, wo sie auch sein soll: in den Geschäften. Die Strategie der vergangenen Jahre gab der Idee des Gründers recht. Im Jahr 2001 ging Inditex mit einem Ausgabekurs von knapp 15Euro an die Börse. In rund zehn Jahren steigerte die Firma ihren Börsenwert um mehr als 600 Prozent. Wer heute Aktien der Zara-Mutter zeichnen will, muss 108 Euro auf den Tisch legen. Allein im vergangenen Jahr verteuerte sich die Aktie um rund 70 Prozent.

Heute besitzt der Inditex-Konzern fast 6000 Filialen in knapp 90Ländern weltweit. Die meisten der Geschäfte sind im Eigentum des Konzerns, denn Franchise, wie bei McDonald's gibt es bei Inditex nicht. Oder besser gesagt, fast nicht. Jährlich kommen zudem hunderte neue Filialen rund um den Globus hinzu. Allein im abgelaufenen Jahr plante das Unternehmen zwischen 480 bis 520 neuer Filialen, die meisten davon in China, zu eröffnen. Da der Fokus der Spanier auf den wachsenden Schwellenländern liegt, kann ihnen die Krise in Europa kaum etwas anhaben. Das Geschäft auf dem Heimatmarkt trägt mit derzeit rund einem Fünftel immer weniger zum gesamten Konzernumsatz bei. Dieser verbesserte sich in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres denn auch. Er stieg um 17 Prozent auf rund 11,4 Mrd. Euro. Der Gewinn legte um knapp ein Drittel auf 1,7 Mrd. Euro zu.

Konzernvorsitz abgegeben

Aus der ersten Reihe sieht Ortega diesem Treiben allerdings nicht mehr zu. Vor rund eineinhalb Jahren hat sich der Mehrheitseigentümer zurückgezogen und in den Aufsichtsrat verabschiedet. Inditex wird nun von Ortegas ehemaligem Vize Pablo Isla geführt. Er ist wohl ein Interimsregent. Denn eines Tages, so wird spekuliert, soll Ortegas Tochter die Geschicke des Weltkonzerns leiten.

Auf einen Blick

Amancio Ortega ist Gründer der weltgrößten Bekleidungskonzerns Inditex, dessen Herzstück die Marke Zara ist. Ortega ist dank des gestiegenen Börsenwerts seiner Firma rund 45 Mrd. Euro schwer. Der Spanier überholte damit Ikea-Gründer Ingvar Kamprad als reichsten Europäer. Ortega ist einer der Wohlhabendsten dieser Welt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2013)

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