Der "kleine Wolfi" aus Österreich soll Air Berlin sanieren

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oesterreicher ProckSchauer neuer AirBerlinChef(c) Clemens Fabry
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Wolfgang Prock-Schauer übernimmt ab sofort den Posten des CEO von Hartmut Mehdorn. Er soll die deutsche Airline aus den roten Zahlen holen.

Ein Österreicher soll nun Air Berlin aus der Krise fliegen. Wolfgang Prock-Schauer (56) wurde mit sofortiger Wirkung Vorstandschef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Der bisherige Chef Hartmut Mehdorn (70) hat seinen Posten an der Spitze der angeschlagenen Airline nach nur 15 Monaten abgegeben. Mehdorn, langjähriger Chef der Deutschen Bahn, hatte im Herbst 2011 bei Air Berlin übergangsweise übernommen, als deren Boss Joachim Hunold nach jahrelangen Verlusten den Posten räumen musste.

Prock-Schauer sieht Air Berlin "vor großen Herausforderungen". Das Unternehmen schreibt rote Zahlen und ist in ganz besonderem Maß von den ständigen Verzögerungen beim neuen deutschen Hauptstadtflughafen betroffen (mehr dazu ...). Ein umfassender Rechtsstreit hat begonnen, mit horrenden Schadenersatzforderungen. Seit mehr als einem Jahr gehört die von Niki Lauda gegründete Airline Niki ("flyniki") ganz der Air Berlin. Niki Lauda selbst hat sich überraschend schnell aus dem Air-Berlin-Aufsichtsrat verabschiedet ("DiePresse.com" berichtete).

Aussichtsreicher Bewerber für AUA-Chefsessel

Mit einer einstigen Niki-Lauda-Fluggesellschaft hat der neue Air-Berlin-Chef Prock-Schauer schon in seinem früheren Job zu tun gehabt. Als er 1981 seine Luftfahrtkarriere bei der AUA startete, war er dort unter anderem für die Einbindung der damals mittels Übernahme geretteten Lauda Air zuständig. Als sich bei der AUA selbst das Vorstandskarussell immer schneller zu drehen begann, galt der mittlerweile zum Netzwerkmanager aufgestiegene Prock-Schauer Anfang 2006 als einer der aussichtsreichen Bewerber für den Chefposten der damals noch maßgeblich staatlichen Gesellschaft. Die Eigentümer wünschten sich damals aber den Siemensianer Alfred Ötsch. Unter Ötsch begann die AUA an den Rand der Insolvenz zu rutschen.

Seit Prock-Schauer im Oktober 2012 in den Vorstand der Air Berlin einzog, verantwortlich für Netzwerkplanung und Allianzen, galt er bereits als Kandidat für die Mehdorn-Nachfolge.

"Großer und kleiner Wolfi"

Nach seinem Karrierestart in der AUA ging er 2003 als Chef der privaten Fluggesellschaft Jet Airways nach Indien, die er 2005 erfolgreich an die Börse brachte. Davor saß er auch eine Zeit lang im Führungsgremium der Star Alliance. Als er 2009 nach Europa zurück kam, um für den ebenfalls aus Österreich stammenden Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber die britische BMI zu sanieren, erinnerten sich deutsche Medien noch an alte Scherze zwischen den beiden Airline-Managern: "Ich bin der kleine Wolfi und das da drüben ist der große Wolfi", beschrieb Prock-Schauer dem Autor der "Süddeutschen Zeitung" sein Verhältnis zu Mayrhuber. Allein: bei der BMI-Sanierung hatte der Österreicher keine glückliche Hand. Die musste voriges Jahr mit hohen Verlusten an die British Airways verkauft werden.

Karriere-Stationen von Prock-Schauer

1981: Einstieg bei der AUA, verantwortlich für Netzwerk-Management, strategische Planung und die Integration der regionalen Fluggesellschaften Lauda Air und Tyrolean.
2003: Chef der indischen Airline Jet Airways
2009: Sanierer bei der British Midland (bmi), die mittlerweile von der Lufthansa verkauft wurde.
2012: Strategievorstand bei der Air Berlin

Mitarbeiterabbau und weniger Strecken

Air Berlin kämpft seit Jahren gegen Verluste. Um die Bilanz zu verbessern, trennt sich die Airline gerade von ihrem Vielfliegerprogramm. Die Hilfe dabei kommt freilich aus der "Familie": Großaktionär Etihad, der mit 29 Prozent bei Air Berlin eingestiegen ist und schon vor mehr als einem Jahr mit einer rettenden Kapitalspritze aushelfen musste, hat angekündigt, die Mehrheit am Air-Berlin-Vielfliegerprogramm "Topbonus" zu übernehmen. Air Berlin spült der Deal einen dreistelligen Millionenbetrag in die Kassen.

Um Kosten zu sparen, geht es auch bei Air Berlin an Mitarbeiterabbau, unrentable Strecken werden gestrichen, Flugzeuge verkauft. Die österreichische Tochter Niki bleibt nicht ungeschoren: Mit dem Sommerflugplan werden die Strecken Wien-Sofia, Wien-Belgrad und Wien-Bukarest gestrichen. Dafür werden andere, touristische, Ziele verstärkt von Wien aus angeflogen, im Sommer vor allem Griechenland

Ein dreistelliger Millionenbetrag dürfte auf der anderen Seite gleich durch die teuren Verzögerungen beim Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg verbrannt werden. Air Berlin zieht gegen den Flughafenbetreiber vor Gericht. Es geht um Schadenersatz. Air-Berlin-Vorstand Paul Gregorowitsch sprach im November vor österreichischen Journalisten von einem "dreistelligen Millionenbetrag", den das Airport-Debakel die Airline kosten werde. "Eine totale Katastrophe."

(APA)

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