Die Deutschen füllen ihre Goldspeicher

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Deutsche Privatpersonen besitzen schon 8000 Tonnen physisches Gold. Sie sind großteils zufrieden – nur sechs Prozent denken an Verkäufe. Vom Volksvermögen sind aber nur vier Prozent in Gold investiert.

Wien. Dass die Deutschen zu den größten Goldfans in Europa gehören, ist nicht ganz neu. Wie sehr sie sich aber tatsächlich auf die Stabilität eines Investments in das glänzende Metall verlassen, ist doch überraschend: Ganze 96 Prozent der deutschen Goldbesitzer sind zufrieden mit ihrer Anlage. Das ergibt eine neue Goldstudie zu „Besitz, Trends und Erwartungen von Privatpersonen“ – durchgeführt vom Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin im Auftrag der Edelmetallfirma Heraeus.

Allein der Anteil der Deutschen am weltweiten Goldbesitz nimmt beeindruckende Ausmaße an. Von den rund 171.300 existierenden Tonnen Gold halten deutsche Privatpersonen fast 8000 in Form von Schmuck, Münzen und Barren. Gemeinsam mit dem Gold der Bundesbank kommt Deutschland auf rund 12.000 Tonnen – rund sieben Prozent des weltweit verfügbaren Goldes. Zum Vergleich: Die goldverrückten Inder halten (nach konservativen Schätzungen) 15.000 Tonnen Gold in privatem Besitz. In Arabien und Asien wird Goldschmuck meist nahe am Materialwert gehandelt – und eher als Anlage gesehen denn als Zierde.

Für Österreich liegen keine derartigen Zahlen vor, aber: „Man kann generell sagen, dass der österreichische Markt einem Zehntel des deutschen entspricht“, sagt Rudolf Brenner, Geschäfsführer beim Edelmetallhändler Philoro, der in Wien, Salzburg und Dresden Filialen betreibt.

Nur vier Prozent des Vermögens

Wer jetzt angesichts der genannten Zahlen glaubt, die Deutschen (und Österreicher) würden ihr Vermögen wie wild in Gold umwandeln, der irrt. Lediglich vier Prozent des gesamten Privatvermögens von rund zehn Billionen Euro sind in Gold und Goldwertpapieren angelegt. Dieser Wert lag 2009 noch niedriger: bei 2,8 Prozent. Rund 70 Prozent der Deutschen besitzen Gold – meist in Schmuckform. 30 Prozent haben Münzen und Barren gekauft – das sind rund 20 Millionen Deutsche.

Würde man das deutsche Gold gleichmäßig auf die ganze Bevölkerung verteilen: Jeder Bürger über 18 würde 55 Gramm Goldschmuck und 62 Gramm in Form von Münzen oder Barren erhalten. Insgesamt 117 Gramm im Wert von rund 5000 Euro. Fast 18 Prozent halten goldbezogene Wertpapiere, die in Deutschland aber kaum eine Konkurrenz zum Besitz echten Metalls darstellen.

Fast ein Drittel der aktuell gehaltenen Münzen und Barren wurde während der Finanzkrise erworben – als Gold seinen Status als „sicherer Hafen“ und „Krisenwährung“ ausbauen konnte. Der Trend geht seither weg von Panikkäufen, was auch an den Verkaufszahlen der Münze Österreich zu sehen ist. Der heimische Philharmoniker ist auch in Deutschland die beliebteste Anlagemünze. Die Münze Österreich verbuchte 2012 aber erstmals seit Beginn der Krise und etlichen Rekordjahren einen Umsatzrückgang. Viele Goldbesitzer haben auf „Halten“ geschaltet. Nur noch 13 Prozent der Goldbesitzer planen weitere Zukäufe. Sie warten einfach ab: Laut Studie sagen inzwischen 85 Prozent der deutschen Goldbesitzer, dass sie nicht daran denken, ihr Gold wieder zu verkaufen.

Vor zwei Jahren lag dieser Wert bei nur 58 Prozent. Ganze sechs Prozent der Goldbesitzer denken derweil über Verkäufe nach. 2010 waren es noch fast 20 Prozent. Beim Schmuck zeigt sich ein etwas anderes Bild: 32 Prozent haben in der Vergangenheit alten Schmuck verkauft, ein Viertel im vergangenen Jahr. Ein Drittel der Schmuckverkäufer ließ sich vom hohen Goldpreis motivieren. Aber 40 Prozent gaben an, dass ihnen der alte Schmuck schlicht und einfach „nicht gefallen“ hätte.

Silber weniger attraktiv als Gold

Das Metall wird von den deutschen Investoren in erster Linie als konservative Anlage zur Sicherung ihres Vermögens verstanden. Nur elf Prozent sehen Gold als Spekulationsobjekt – und die meisten Spekulanten kaufen Goldwertpapiere (Minenaktien, ETFs) und nicht das physische Metall.

Drei Viertel kaufen Gold zur Absicherung, für sie ist die Rendite zweitrangig. Sie geben als Kaufmotive „langfristigen Werterhalt“ und „unmittelbaren Besitz“ an. 56 Prozent gehen davon aus, dass Gold als Investment noch attraktiver wird. Rund 18 Prozent der Befragten gaben an, dass Gold für sie kein interessantes Investment sei.

Silber wird von den Deutschen deutlich weniger attraktiv gesehen als Gold. Bei einem Kauf von physischem Silber fallen aber auch Kosten für die Mehrwertsteuer an, die es beim Gold nicht gibt. Nur zwölf Prozent haben Gold schon online gekauft. Zwei Drittel erledigen den Kauf von physischen Edelmetallen lieber persönlich – und meist mit Bargeld. Fast 60 Prozent gehen dafür zur Bank, 38 Prozent zum Edelmetallhändler.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2013)

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