Uhrenhersteller Swatch setzt auf Luxus

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Der Schweizer Uhrenweltmarktführer Swatch kauft um 565 Millionen Euro den New Yorker Juwelier Harry Winston. Das Luxussegment hat den grellen Plastikuhren bei Swatch schon lange den Rang abgelaufen.

Biel/ES/AG. „Diamonds are a girl's best friend“, kommentierte Swatch-Präsidentin Nayla Hayek am Montag die Übernahme des Traditionshauses Harry Winston. Der berühmte Juwelier mit der prestigeträchtigen New Yorker Adresse Fifth Avenue zählt Königin Elisabeth II., Madonna und Gwyneth Paltrow zu seinen Kunden. 750 Mio Dollar (565 Mio. Euro) lässt sich der Schweizer Uhrenweltmarktführer den Zukauf kosten und übernimmt außerdem Schulden des Juweliers von 250 Mio. Dollar.

Luxusuhren und Schmuck

Harry Winston beschäftigt weltweit 535 Mitarbeiter und betreibt auch ein Uhrenwerk in Genf. Das Luxusgütersegment, das Swatch nun übernimmt, hat 2011 einen Umsatz von 412 Mio. Dollar (309 Mio. Euro) erwirtschaftet, eine Zunahme von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Bieler Uhrenkonzern kann auch nicht klagen. Mit 8,14 Mrd. Franken (6,6 Mio. Euro) erzielte Swatch 2012 einen Umsatzrekord, eine Steigerung von 14 Prozent gegenüber 2011. Gewinnzahlen gibt Swatch erst im Februar bekannt, Analysten schätzen aber, dass der Überschuss über dem Vorjahreswert von 1,28 Mrd. Franken (rund einer Mrd. Euro) liegen wird.

Vor rund 30 Jahren sah die Welt noch anders aus: 1982 setzte der Querdenker und heutige Unternehmenspatriarch Nicolas Hayek auf die Schweizer Uhrenindustrie, als ihr alle Welt den Rücken kehrte. Japanische Uhrenhersteller fluteten den Markt mit billigen Quarzuhren, und die Schweizer Uhrenbranche machte täglich einen Verlust von einer Mio. Franken.
Der 1928 in Beirut geborene Hayek, der sich als Berater und Sanierer in der Schweiz einen Namen gemacht hatte, wurde zur Rettung der beiden wichtigsten Uhrenkonzerne SSIH (Société Suisse pour l' Industrie Horlogère) und Asuag (Allgemeine Schweizerische Uhrenindustrie AG) herangezogen.

Swatch rettet die Schweizer Uhrenbranche

Hayek erarbeitete einen Fusionsplan und strich das Sortiment mit tausenden Uhrenmodellen radikal zusammen. 1984 übernahm er mit einer Reihe von Investoren 51 Prozent der SMH, die aus der Fusion der beiden Uhrenriesen hervorgegangen waren und Marken wie Longines, Rado, Omega und die Uhrenwerkfabrik ETA beherbergten.

Hayek verhalf der Idee zweier ETA-Ingenieure, Elmar Mock und Jaques Müller, zum Durchbruch und rettet damit den Konzern: Die Swatch, eine Kunststoffuhr, die in großer Stückzahl billig zu produzieren ist, war geboren. Sie wurde aggressiv vermarktet und erwirtschaftete 1992 bereits 90 Prozent des Konzerngewinns. Seit 1998 nennt sich SMH folgerichtig Swatch. Seit der Jahrtausendwende erleben die hochwertigen mechanischen Uhren eine Renaissance. Swatch positionierte seine Luxusmarke Omega erfolgreich gegen den Hauptkonkurrenten Rolex. Die Omega wurde vor allem in Asien zum Statussymbol.

Uhrengeschäft fest in Familienhand

Inzwischen haben die Kinder und Enkel von Nicolas Hayek das Zepter übernommen. Sohn Nick ist Konzernchef, Tochter Nayla ist für die Marken der Swatch-Group verantwortlich, Enkel Marc ist Chef der Nobelmarken Blancpain und Breguet. Mit der Übernahme von Harry Winston macht Swatch einen wichtigen Schritt in den Schmuckmarkt. Der nächste Schritt scheint laut Analysten bereits programmiert.

Die Diamantenfördergesellschaft Harry Winston Diamond Corporation mit Sitz im kanadischen Toronto ist von der Übernahme vorerst nicht betroffen. Mit ihr hätte Swatch endgültig auch Zugang zum Diamantenmarkt.

Auf einen Blick

Harry Winston wurde 1932 in New York gegründet. Die Firma ist als Juwelier der Stars bekannt und mit Boutiquen weltweit vertreten. 1949 erwarb die Firma den blauen „Hope“-Diamanten, ein Juwel mit 42,52 Karat. Der in Indien gefundene Stein gehörte einst König Ludwig XIV. und Marie Antoinette. 1958 schenkte Harry Winston den Stein der Smithsonian Institution in Washington, in dessen Museum er jährlich von sieben Mio. Menschen besichtigt wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2013)

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