Deutschland: Rasanter Anstieg der Inflation erwartet

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Analysten von Goldman Sachs und Degussa meinen: "Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist zu locker für Deutschland."

Deutschland steuert nach Einschätzung von Goldman Sachs auf einen rasanten Anstieg der Inflation zu. Die Teuerungsrate könne auf vier bis fünf Prozent steigen, sagte Deutschland-Chefvolkswirt Dirk Schumacher am Donnerstag bei der jährlichen Strategiekonferenz seines Hauses in Frankfurt. "Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist zu locker für Deutschland." Dies berge die Gefahr einer Überhitzung der hiesigen Konjunktur.

Das sehen andere Ökonomen ähnlich. "Inflationsraten von fünf oder sechs Prozent - das ist die Entwicklung, der wir mittelfristig entgegengehen", sagte Degussa-Chefvolkswirt Thorsten Polleit der Nachrichtenagentur Reuters. "Für Deutschland ist die Geldpolitik schon seit zweieinhalb Jahren zu locker." Das billige Geld lasse bereits Aktienkurse, Immobilienwerte und Rohstoffpreise steigen. "Das schlägt früher oder später auf die Verbraucherpreise durch", sagte Polleit.

Leitzins auf Rekordtief

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins wegen der Rezession in vielen Euro-Ländern auf das Rekordtief von 0,75 Prozent gesenkt und Hunderte Milliarden Euro durch den Kauf von Staatsanleihen in die Wirtschaft gepumpt. Der deutsche Wirtschaftsminister Philipp Rösler warnt vor einer Stabilisierung der Euro-Zone durch Inflation. "Einen Preis sind wir nicht bereit zu zahlen - den Preis der Geldwertstabilität", sagte Rösler im Bundestag. Die Grünen warfen der Koalition vor, unverantwortlich mit Inflationsängsten zu spielen. Die EZB flute derzeit die Märkte nur deshalb mit Geld, weil die Bundesregierung auf EU-Ebene alle vernünftigen Reformen blockiere.

Die Notenbanker müssten das große Ganze im Blick behalten, äußerte Goldman-Sachs-Ökonom Schumacher Verständnis für die Politik der EZB. Wegen der schwächelnden Konjunktur in vielen anderen europäischen Staaten seien Zinserhöhungen derzeit kein Thema. Außerdem werde die Inflation in der Euro-Zone insgesamt voraussichtlich auf dem aktuellen Niveau von rund zwei Prozent bleiben. 2012 zogen die Verbraucherpreise in Deutschland um 2,0 Prozent an, für dieses Jahr sagt die Bundesbank 1,5 Prozent voraus.

Asmussen sieht keinen Inflationsdruck

Auch EZB-Direktor Jörg Asmussen sieht keine Anzeichen für einen Preisanstieg auf breiter Front. "Wir sehen heute keinen Inflationsdruck", sagte Asmussen. Die Notenbank würde aber sofort handeln, wenn sich wachsender Inflationsdruck abzeichnen sollte. "Es bleibt bei dem primären Ziel, stabile Preise zu sichern."

(APA/Reuters)

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