Serbien: Geldwäsche über Raiffeisen und Hypo?

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Laut der serbischen Tageszeitung „Blic“ sollen die Transaktionen eines Drogenbosses über Tochtergesellschaften von Raiffeisen und Hypo Alpe Adria in den Niederlanden gelaufen sein. Die Institute bestreiten das.

Wien/Höll. Drei Jahre lang haben die Journalisten der größten serbischen Tageszeitung, „Blic“, daran gearbeitet, am gestrigen Montag erschien der Bericht auf der Titelseite: Die beiden österreichischen Finanzinstitute Raiffeisen Bank International und Hypo Alpe Adria sollen in eine riesige Geldwäscheaffäre involviert gewesen sein. Ein flüchtiger serbischer Drogenboss soll bis 2009 über zwei niederländische Fonds von Raiffeisen und Hypo 1,7 Mrd. Euro gewaschen haben. Beide Institute bestreiten dies.

In einer Stellungnahme der Raiffeisen Bank International heißt es, die Behauptungen seien „komplett falsch“ und „irreführend“. Ein Sprecher der Hypo sagte zur „Presse“, man habe keine Hinweise auf eine Geschäftsbeziehung zwischen dem Institut und dem Drogenhändler.
Im Zentrum der Causa soll laut „Blic“ der Chef des größten europäischen Kokain-Schmugglerrings stehen. Er habe im großen Stil Kokain von Südamerika nach Europa schmuggeln lassen. Die Polizei sei ihm schon länger auf den Fersen.

Bekannt ist, dass im Oktober 2009 eine größere Aktion des Verdächtigen aufflog. Damals wurde mithilfe amerikanischer Behörden ein Schiff, das einen Hafen im südamerikanischen Uruguay verlassen wollte, durchsucht. Die Polizei fand Kokain im Wert von 120 Mio. Euro. Im Zuge der Operation wurden in Serbien mehrere Hintermänner des Drogenbosses verhaftet. Doch das Oberhaupt des Kokainrings konnte fliehen. Es wird seitdem mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Amsterdam als mutmaßliche Drehscheibe

Um die Gelder aus dem Kokainhandel weißzuwaschen, soll der Drogenboss über diverse Strohmänner und Firmen Geschäftsbeziehungen zur Raiffeisen Bank International und zur Hypo Alpe Adria unterhalten haben. Nach Angaben von „Blic“ sollen dabei zwei in den Niederlanden ansässige Finanzgesellschaften der österreichischen Banken involviert gewesen sein:

Von den 1,7 Mrd. Euro sollen 200 Mio. Euro über die zur Kärntner Hypo gehörende Hypo Group Netherland Holding BV in Amsterdam gelaufen sein. Wesentlich stärker soll die Raiffeisen International Eastern European Finance BV betroffen gewesen sein. Über die beiden niederländischen Finanzgesellschaften sollen wiederum diverse Projekte in Serbien finanziert worden sein wie der Erwerb von Grundstücken, Diskotheken und Hotels. Um den Fall aufzuklären, sollen die serbischen Ermittler mit den Behörden in Österreich und in den Niederlanden zusammenarbeiten.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Klagenfurt bestätigt dies im Falle der Hypo Alpe Adria: „Es gab dazu einen Informationsfluss mit den serbischen Behörden.“ Weitere Details verriet der Sprecher nicht.

Das Bundeskriminalamt in Wien, das normalerweise für Geldwäsche-Ermittlungen zuständig ist, äußerte sich dazu auf „Presse“-Anfrage nicht.

Hypo hat holländische Tochter liquidiert

Die Hypo hat im Dezember 2011 ihre Holdinggesellschaft in den Niederlanden liquidiert. Bei Raiffeisen heißt es, Zweck der im „Blic“-Bericht genannten Raiffeisen International Eastern European Finance (RIEEF) sei die Finanzierung von Unternehmen in Südosteuropa.

„Jeder Kunde sowie sämtliche Geschäftsfälle wurden gemäß den internen Compliance-Richtlinien geprüft und für in Ordnung befunden“, erklärte Raiffeisen-Sprecherin Ingrid Krenn-Ditz.

Weiters sei jeder einzelne Kredit, der von der RIEEF an Kunden in Serbien vergeben wurde, bei der Serbischen Nationalbank registriert. Das gesamte Kreditvolumen für serbische Kunden bewege sich in einem wesentlich geringeren Umfang als das im Artikel angeführte Volumen. „Die Raiffeisen Bank International operiert mit den höchsten Standards zur Prävention von Geldwäsche und der Verhinderung von finanziellen Straftaten. Sie wird alle notwendigen rechtlichen Maßnahmen ergreifen, um ihre Interessen zu schützen“, so Krenn-Ditz.

In Serbien beschlagnahmten die Behörden das Vermögen des flüchtigen Drogenhändlers. Die Causa ist dort ein Politikum. In der Vorwoche erklärte Serbiens Präsident, Tomislav Nikolic, man werde jeden Politiker, der mit dem Drogenboss kooperiert habe, zur Verantwortung ziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2013)

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