Konzernumbau: Deutsche Bank mit Milliardenverlust

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Die hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten und für einen umfassenden Konzernumbau drücken das Quartalsergebnis der Deutsche Bank. Die Börse in Frankfurt reagiert freilich mit Kursgewinnen.

Frankfurt/red./ag. Der Konzernumbau kommt die Deutsche Bank teurer zu stehen als erwartet: Im Schlussquartal 2012 hat die größte deutsche Bank einen Nettoverlust von 2,2 Mrd. Euro gebaut. Für das Gesamtjahr geht sich zwar noch ein Gewinn aus. Der liegt mit knapp 700 Mio. Euro aber um satte 85 Prozent unter dem Vorjahreswert – und meilenweit unter den 10 Mrd. Euro, die der frühere Vorstandschef Josef Ackermann als Zielgröße vorgegeben hat.

Allerdings ist der frühere Chef am jetzigen Gewinneinsturz nicht ganz unbeteiligt: Die deutsche Großbank hat in der Vergangenheit unter Ackermann keinen internationalen Skandal ausgelassen. Allein die Kosten für Rechtsstreitigkeiten, in die die Bank rund um den Globus verwickelt ist, haben sich im vierten Quartal auf eine Mrd. Euro summiert. Insgesamt beliefen sich die Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten und Umstrukturierungen auf 2,9 Mrd. Euro.

Der Quartalsverlust war deutlich höher, als Analysten erwartet hatten. Die Bank will ihre Aktionäre mit einer unveränderten Dividende von 75 Cent je Aktie weiter bei Laune halten.

Allerdings scheinen die enttäuschten Börsianer an ein Gelingen des Umbauprozesses zu glauben. Der Kurs der Aktie, die nach Bekanntwerden der Resultate vorbörslich um fast fünf Prozent nach unten gesaust war, lag am Nachmittag in Frankfurt bei insgesamt schwachem Markt mit fast drei Prozent im Plus. Damit gehörte die Aktie zu den Top-Performern in Frankfurt.

Die zahlreichen Prozesse, in die die Bank weltweit verwickelt ist, haben vor allem den Bereich Investmentbanking stark nach unten gedrückt. Die Investmentbank CB & S, normalerweise die „Gelddruckmaschine“ des Konzerns, machte im letzten Quartal annähernd eine halbe Milliarde Euro Verlust. Auch der Bereich Vermögensverwaltung geriet mit 260 Mio. Euro minus vor Steuern schwer unter Wasser.

Die seit Juni vorigen Jahres amtierenden neuen Chefs Anshua Jain und Jürgen Fitschen wollen das Steuer nun mit drastischen Sparmaßnahmen und einer Art „Kulturrevolution“ herumreißen. Die Altlasten werden jedenfalls in eine Bad Bank ausgelagert, um die Kapitaldecke der größten deutschen Bank zu stärken.

Zum „Kulturwandel“, der den Investmentbankern verordnet wird, gehören strengere „Benimmregeln“ und eine deutliche Kürzung der Boni. „Der Wandel“, sagten die Deutsche-Bank-Chefs gestern, sei „unbequem, aber nötig“. Er werde das Institut „nicht Monate, sondern Jahre“ beschäftigen. Es handle sich dabei um die „umfassendste Umgestaltung der Deutschen Bank in der jüngeren Zeit“.

Einsparungen und Personalabbau

Dazu gehören auch Einsparungen über 4,5 Mrd. Euro, die unter anderem mit scharfen Personalabbaumaßnahmen erreicht werden. 1700 „Deutschbanker“, die meisten aus dem Investmentbanking, mussten schon gehen, hunderte sollen heuer noch folgen.

Mit diesem „Kulturwandel“ will sich die Bank ein neues, besseres Image verpassen. Das alte ist durch zahlreiche Negativschlagzeilen aus der jüngsten Zeit schwer angekratzt. So sind zahlreiche Büros der Bank in jüngster Zeit Ziel von Hausdurchsuchungen gewesen. Die standen in Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Steuerbetrugs beim Handel mit Emissionsrechten. Da hat freilich auch die Weste eines der beiden neuen „Saubermänner“ an der Spitze ein paar Patzer abbekommen: Ermittelt wird auch gegen Fitschen, den Ko-Chef des Vorstands.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2013)

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