Förderung für Öl und Gas als „Staatsfeind Nummer 1“

(c) AP (Hasan Jamali)
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Die größte Hürde für erneuerbare Energiequellen sind die hohen Förderungen für fossile Brennstoffe, sagt die Internationale Energieagentur. 2011 gaben die Staaten sechs Mal mehr für Öl, Kohle und Gas aus als für grüne Energie.

Wien/Auer. „Das größte Problem der Windbranche ist die Unsicherheit in der Prognose“, sagte Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energieagentur IEA zu den Teilnehmern der weltgrößten Windkonferenz Ewea, die derzeit in Wien stattfindet. „Ich meine damit aber nicht die unsichere Prognose, wann wie viel Wind wehen wird. Ich meine die unsichere Prognose darüber, welche Rahmenbedingungen die Regierungen der Windbranche stecken.“ Wären die Staaten so gut vorhersagbar wie das Wetter, würden für die Windenergie goldene Zeiten anbrechen.

Wind: China überholt die EU

Aber auch so sind die Zeiten für die Branche nicht so schlecht. Bis 2020 werden geschätzte 800 Mrd. US-Dollar (586 Mrd. Euro) in erneuerbare Energieträger investiert werden. Der staatlich geförderte Höhenflug der erneuerbaren Energieträger hat in vielen Teilen der Welt zu einer massiven Ausweitung der Windkraftanlagen geführt. Alleine in Europa wird der Anteil der Windenergie an der gesamten Stromproduktion bis 2035 von derzeit elf auf 25 Prozent steigen. Aber nur dann, wenn Europas Politiker ihre Drohungen nicht wahr machen und die Förderungen wie bisher bestehen bleiben.

Seine Vorreiterrolle wird Europa bis dahin in jedem Fall an China verloren haben. Denn die Volksrepublik investiert massiv in Windenergie. Erst vergangene Woche haben die Windkraftanlagen in China mehr Strom geliefert als alle Atomkraftwerke des Landes. Damit ist Wind zur drittwichtigsten Energiequelle für die Volksrepublik hinter Kohle und Wasser aufgestiegen.

Windkraft ist wettbewerbsfähig

Dennoch ist die Situation für erneuerbare Energieträger nicht mehr so gut wie noch vor ein paar Jahren, betont Birol. Wie berichtet, denkt die EU laut über ein baldiges Ende der Subventionen für Windkraftanlagen nach. Die Branche sei auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig, so ihre Meinung.

Dem kann sich auch Birol nur anschließen. Die hohen Subventionen für grüne Energiequellen will er jedoch ins rechte Licht rücken. Der „Staatsfeind Nummer eins für Erneuerbare“ sind in seinen Augen die staatlichen Subventionen für fossile Brennstoffe. Im Jahr 2011 wurden Kohle, Erdöl und Erdgas von den Regierungen weltweit mit 523 Mrd. Dollar (383,3 Mrd. Euro) subventioniert. Dagegen machen sich die 88 Mrd. Dollar an Förderungen für erneuerbare Energiequellen mager aus.

Den größten Nutzen können die grünen Stromproduzenten in den Augen Birols nicht in Europa oder den USA liefern, sondern in weniger entwickelten Regionen. 1,2 Milliarden Menschen haben heute keinen Zugang zu Strom. Für sie sind dezentral einsetzbare Windräder eine echte Chance.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2013)

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