Steigt der französische Staat bei Peugeot ein?

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Der angeschlagene Konzern muss Milliarden abschreiben. Peugeots Absatz brach im vergangenen Jahr um 16,5 Prozent auf 2,97 Mio. Fahrzeuge ein. Nun könnte die Regierung zu Hilfe eilen.

Wien/Ag./Nst. Während andere Staaten ihre Beteiligungen an Unternehmen abstoßen, könnte in Frankreich nun genau das Gegenteil passieren.

Denn der französische Staat unter dem sozialistischen Präsidenten François Hollande scheint nicht abgeneigt, beim angeschlagenen Autobauer Peugeot einzusteigen. Zumindest sieht das der für den Haushalt zuständige Staatssekretär Jérôme Cahuzac so: „Dieses Unternehmen darf und kann nicht verschwinden.“ Das Finanzministerium weiß davon indes noch nichts. Ein Einstieg des Staates beim Autokonzern stehe nicht auf der Tagesordnung. Auch der Staatsfonds FSI winkt ab: Das sei kein Thema, heißt es. Am Freitag hatte die Zeitung „Libération“ berichtet, im Präsidialamt werde eine Beteiligung bei Peugeot Citroën (PSA) geprüft.

Zum Hintergrund: Der Autokonzern teilte am Donnerstag mit, 4,1 Mrd. Euro abschreiben zu müssen. Es ist eine von vielen schlechten Nachrichten, die Peugeot in den vergangenen Monaten verkünden musste. Das Unternehmen leidet unter der Schuldenkrise in Europa und der damit einhergehenden Absatzflaute auf dem Kontinent. Im Gegensatz zu anderen Autoherstellern, kann Peugeot die schwache Nachfrage aber nicht durch höhere Verkäufe in Schwellenländern ausgleichen, weil das Unternehmen dort kaum präsent ist.

Um im harten Wettbewerb Kosten zu senken, hat PSA gemeinsam mit dem US-Konzern General Motors daher beschlossen, eine strategische Allianz zu gründen. Erst kürzlich vereinbarten die GM-Tochter Opel und der Autobauer, bei Einkauf und Entwicklung enger zusammenarbeiten zu wollen. Nach Angaben des Finanzministeriums habe genau das, wie auch die Restrukturierung der Firma, nun Vorrang.

Peugeots Absatz brach im vergangenen Jahr um 16,5 Prozent auf 2,97 Mio. Fahrzeuge ein. Allein auf dem Heimatmarkt Frankreich wurden um 13 Prozent weniger Autos verkauft. Es ist zudem nicht lange her, dass Peugeot den Abbau von 8000 Arbeitsplätzen bekannt gab – sehr zum Missfallen von Gewerkschaften und Regierung. Und auch vor Werkschließungen, die in Frankreich äußerst verpönt sind, machte Peugeot nicht Halt.

Schon Hollandes Vorgänger Nicolas Sarkozy rümpfte die Nase, als Peugeots Konkurrent Renault 2010 verlautbarte, die Produktion seines Modells Clio in die Türkei verlagern zu wollen. Es dauerte nicht lange, bis Renault-Chef Carlos Ghosn eine Vorladung erhielt. Eine Unterredung später war klar: Der Clio bleibt da, wo er ist, in Frankreich.

Während Renault nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht wurde und die Regierung 15 Prozent am Unternehmen hält, gehört Peugeot den Aktionären wie auch der Familie. Doch ganz ohne den Staat kam auch PSA nicht aus. Erst im vergangenen Herbst erhielt die Finanzsparte des Konzerns Milliardengarantien. Schon 2008 machte Sarkozy klar: Strategisch wichtige Konzerne sollen mit staatlichen Mitteln gerettet werden.

Mit Verstaatlichung gedroht

Doch nicht nur Peugeot oder Renault hängen teils am Gängelband der Politik. Auch der Stahlkonzern Arcelor-Mittal musste nach der geplanten Stilllegung von Hochöfen zurückrudern, da Industrieminister Arnaud Montebourg mit Verstaatlichung drohte. Am Standort in Florange werden nun stattdessen 180 Mio. Euro investiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2013)

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