US-Luftfahrt steht vor einer Megafusion

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Aus dem Zusammenschluss der insolventen American Airlines mit US Airways würde die größte Fluglinie der Welt entstehen. Die Gläubiger hoffen auf Einsparungen von 1,2 Mrd. Dollar.

New york/Wien/Red./Eid. Seit mehr als einem Jahr kämpft die weltweit drittgrößte Fluglinie American Airlines (AA) darum, aus der Insolvenz zu kommen. Die Pläne, das Sanierungsverfahren nach Chapter 11 allein zu schaffen, wurden bald ad acta gelegt. Jetzt ist die Fusion mit der kleineren US Airways in greifbarer Nähe – sie soll am nächsten Freitag fixiert werden. An diesem Tag enden die Verschwiegenheitsvereinbarungen.

Aus dem Zusammenschluss entstünde die weltgrößte Fluggesellschaft mit einem Marktwert von rund zehn Mrd. Dollar und rund 161 Millionen Passagieren. Damit würde der neue Gigant die ebenfalls durch eine Fusion mit Northwest gewachsene Delta Airlines vom Spitzenplatz verdrängen. Knapp dahinter liegt ebenfalls eine US-Gesellschaft: United hat sich 2010 mit Continental zusammengeschlossen.

Bis es so weit ist, müssen allerdings noch Hürden genommen werden, berichtet das „Wall Street Journal“. So wird um die genauen Besitzverhältnisse gefeilscht. Laut Plan soll die AA-Holding AMR 72Prozent der Anteile an einer fusionierten Gesellschaft halten, die Aktionäre der börsenotierten US Airways kämen auf 28 Prozent. Im Gegenzug wurde US-Airways-Chef Doug Parker der Chefsessel in Aussicht gestellt. AMR-Chef Tom Horton könnte Chef des Verwaltungsrates werden.

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Gläubiger entscheiden mit

Insider wollen wissen, dass sich die Verhandlungen deshalb noch ziehen werden und die Frist für die Verschwiegenheitsvereinbarung gestreckt werden könnte. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schließt unter Berufung auf eigene Informationen sogar ein Scheitern der Fusion nicht aus.

Eine entscheidende Rolle bei den Verhandlungen spielen die Gläubiger der AA-Muttergesellschaft AMR, die möglichst viel von ihrem Geld retten wollen. Sie setzen auf die Fusion, von der sie Kosteneinsparungen und Synergien von 1,2 Mrd. Dollar erwarten.

AA schaffte im vierten Quartal 2012 einen Gewinn von 262 Mio. Dollar, im Gesamtjahr blieb jedoch ein Verlust von 1,9 Mrd. Dollar. Die kleinere US Airways erzielte hingegen einen Rekordgewinn von 637 Mio. Dollar. Ihr Chef Parker will die Fusion, um die er seit Monaten wirbt, nützen, um zu den Branchengrößen aufschließen zu können.

Die Wirtschaftsflaute und der hohe Ölpreis machen den Fluglinien weltweit zu schaffen. Sie suchen deshalb ihr Heil in Allianzen und Fusionen. Nicht alle Zusammenschlüsse und Zukäufe bringen jedoch den erwünschten Erfolg. Die hohen Kosten der Fusion drücken etwa nach wie vor auf die Bilanz von United. Sie schrieb im vierten Quartal einen Verlust von 620 Mio. Dollar.

In Europa wiederum bereitet die marode spanische Iberia der British Airways wenig Freude. Die Lufthansa hat sich von British Midland (BMI) wieder getrennt, nachdem sich die Airline als unsanierbar erwies. Die Sanierung der zweiten Lufthansa-Tochter AUA erweist sich ebenfalls schwieriger als angenommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2013)

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