Brandanschlag auf EVN in Bulgarien

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Aus Protest gegen zu hohe Rechnungen setzten Bulgaren zwei EVN-Autos in Brand. EVN hält seit der Privatisierung im Jahr 2004 das regionale Monopol auf etwa ein Drittel des Strommarktes.

Sofia/Wien/Auer. Am Sonntag protestierten tausende Bulgaren in 15 Städten gegen hohe Stromrechnungen. Die Strompreise im ärmsten Land der EU waren im Juli um 13 Prozent erhöht worden. Erst jetzt bei der Abrechnung für den Verbrauch in den ersten Wintermonaten schlug die Anhebung voll durch. In Bulgarien wird viel mit Strom geheizt. Im Mittelpunkt der Kritik stand auch der niederösterreichische Energieversorger EVN, der seit der Privatisierung im Jahr 2004 das regionale Monopol auf etwa ein Drittel des Strommarktes hält. Bei den Krawallen wurden zwei Dienstautos der Niederösterreicher vor der Unternehmenszentrale in Plovdiv in Brand gesteckt. Verletzt wurde niemand. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagt ein EVN-Sprecher zur „Presse“.

Die konkrete Kritik könne er aber nicht nachvollziehen. „Die Rechnungen sind zu hoch“, sagt Ivan Stephanov, ein Teilnehmer an den Protesten, zur „Presse“. „Viele von uns fordern eine Reverstaatlichung. Besser ein staatliches Monopol als ein privates.“ Für EVN-Sprecher Stefan Zach ist all das ein Missverständnis. Die letzte Rechnung, die den bulgarischen Kunden zugestellt wurde, sei tatsächlich höher gewesen als üblich. Allerdings deshalb, weil wegen der Weihnachtsfeiertage nicht 30, sondern gleich 40 Tage abgerechnet wurden. „Wir haben das im Vorfeld immer wieder kommuniziert“, beteuert das Unternehmen. Nach den Beschwerden der Verbraucher kündigte Energieminister Deljan Dobrew eine Prüfung der Rechnungen an.

Preise sind staatlich reguliert

Dabei kann die EVN selbst ebenso wenig wie die beiden anderen ausländischen Energieversorger, CEZ und Energo-Pro, nur bedingt am Strompreis drehen. Bis im Jahr 2015 der Energiemarkt in Bulgarien liberalisiert wird, setzt nämlich der bulgarische Regulator die Strompreise auf Basis der getätigten Investitionen fest. Darüber, wie viel die Unternehmen nun tatsächlich investieren, streiten sich Regierung und Unternehmen seit Jahren.

Dabei verdient der Staat als Dritteleigner an den Gewinnen der Unternehmen die längste Zeit gut mit. Die EVN übernahm ihre bulgarische Tochter erst Ende des Vorjahres beinahe zur Gänze. Ihre Eigentümerrolle hinderte die Politiker in Bulgarien aber nicht daran, in regelmäßigen Abständen gegen die ausländischen Energiekonzerne zu wettern. Premier Bojko Borissov nannte die EVN vor drei Jahren einen „Straßenräuber“, der wieder verstaatlicht werden müsse. Auch heute wird der Ton wieder schärfer. Im Juli stehen Parlamentswahlen an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2013)

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