Korruptionsskandal in Italien – Rüstungsboss in Haft

Finmeccanica Chairman and Chief Executive Officer Giuseppe Orsi attends a convention in Rome
Finmeccanica Chairman and Chief Executive Officer Giuseppe Orsi attends a convention in RomeREUTERS
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Der teilstaatliche Rüstungskonzern Finmeccanica ist Italiens zweitgrößter Arbeitgeber – und kurz vor der Parlamentswahl führungslos.

Italien wird von einem schweren Korruptionsskandal erschüttert - und das ausgerechnet vor der Parlamentswahl am 24. Februar. Die Polizei nahm am Dienstag den Chef des Rüstungskonzerns Finmeccanica wegen Verdachts auf Bestechung fest. Giuseppe Orsi sei im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen des Verkaufs von Helikoptern der Finmeccanica-Tochter AgustaWestland an die indische Regierung verhaftet worden, erklärte die zuständige Richterin. Premier Mario Monti übte sich in Schadensbegrenzung: Er kündigte an, die italienische Regierung werde sich umgehend mit den Führungsproblemen bei Finmeccanica auseinandersetzen. Der Konzern, der mit rund 70.000 Mitarbeitern nach Fiat zweitgrößter Arbeitgeber im Land ist, gehört zu etwa 30 Prozent dem italienischen Staat.

In knappen Stellungnahmen stellten sich Finmeccanica und AgustaWestland an die Seite Orsis und drückten die Hoffnung aus, dass dessen rechtliche Position so schnell wie möglich klargestellt werde. Das Geschäft werde normal weitergeführt.

Aktienkurs eingeborchen

Die Aktie von Finmeccanica brach am Dienstag um mehr als sieben Prozent ein. Die italienische Börsenaufsicht untersagte bis Mittwoch Leerverkäufe von Aktien des Unternehmens. Dies soll verhindern, dass Hedgefonds auf einen weiteren Kursverfall setzen und damit die Aktie noch stärker unter Druck gerät.

Aus Indiens Verteidigungsministerium verlautete, man prüfe die Zahlung von Schmiergeldern in Höhe von 40 Millionen Rupien (umgerechnet 555.000 Euro) im Zusammenhang mit dem Kauf von einem Dutzend Hubschraubern. Man werde gegen Finmeccanica vorgehen, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten. Dies könne das Ende des 560 Millionen Euro schweren Deals bedeuten. Der ohnehin kriselnde Rüstungskonzern Finmeccanica könnte davon schwer getroffen werden. Denn Indien wird angesichts zusammengestrichener Verteidigungsetats in den USA und Europa als Kunde für Rüstungskonzerne immer wichtiger. Bereits jetzt ist das Land der weltgrößte Waffenimporteur.

Orsi von Lega Nord unterstützt

Orsi ist seit Mai 2011 ist er Chef von Finmeccanica. Die Ernennung wurde von der rechten Lega Nord, dem Koalitionspartner des damaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, unterstützt.

Neben dem jüngsten Skandal kämpft Finmeccanica mit weitreichenden wirtschaftlichen Problemen und befindet sich mitten in einem umfassenden Konzernumbau. Ein weiterer Imageverlust könnte das Unternehmen teuer zu stehen kommen. Der Konzern mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund 17 Milliarden Euro sitzt auf einem Schuldenberg von fast fünf Milliarden Euro. Jüngst stufte die Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit des Unternehmens auf Ramsch herab.

(APA/Reuters)

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