Luftfahrt-Riesen klagen Gewerkschaft wegen Streiks

LuftfahrtRiesen klagen Gewerkschaft wegen
LuftfahrtRiesen klagen Gewerkschaft wegen c REUTERS MICHAEL DALDER
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Fraport und Lufthansa wollen 9,5 Mio. Euro Schadenersatz. Am Freitag verhandelt das Frankfurter Arbeitsgericht die bisher größte Schadenersatzklage gegen die deutsche Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF).

[Frankfurt/ES/ag.] Sie sind klein, aber trotzdem mächtig. Ihre Mitglieder sitzen an Schlüsselpositionen, die ein ganzes System im Handumdrehen zusammenbrechen lassen können. Und das wissen sie. Die Rede ist von deutschen Kleingewerkschaften, die Flughafen-Angestellte vertreten: Vorfeldarbeiter, Fluglotsen, Stewards und Stewardessen. Sie alle haben im vergangenen Jahr ganz kräftig die Muskeln spielen lassen. Mit ihren Streiks haben sie Flughafenbetreibern und Fluglinien erheblichen Schaden zugefügt.

Klagen bisher abgeblitzt

Jetzt schlagen die Arbeitgeber zurück. Am Freitag verhandelt das Frankfurter Arbeitsgericht die bisher größte Schadenersatzklage gegen die deutsche Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF). Der Frankfurter Flughafenbetreiber, Fraport, die AUA-Mutter, Lufthansa, und die Air Berlin fordern von der GdF insgesamt 9,5 Mio. Euro Schadenersatz. Es ist bereits die dritte Schadenersatzklage gegen die GdF innerhalb von zwölf Monaten. Bisher sind die Fluggesellschaften mit ihren Klagen wegen eines Streikaufrufs in Frankfurt im Sommer 2011 und eines Solidaritätsstreiks in Stuttgart 2009 aber abgeblitzt.

Der jetzigen Klage liegen die Vorfälle im Februar 2012 zugrunde. Vor gut einem Jahr hatten die rund 200 Vorfeldbeschäftigten des Frankfurter Flughafens zwei Wochen lang (mit Unterbrechungen) ihre Arbeit niedergelegt. 1800 Flüge fielen aus, der Streik verursachte einen Schaden in Millionenhöhe. Die Gewerkschaft forderte 70 Prozent Lohnerhöhung für die Vorfeldmitarbeiter, die etwa für das Lenken der „Follow me“-Autos zuständig sind. Als die GdF dann auch noch die Fluglotsen zu einem Solidaritätsstreik aufrief, erwirkten der Flughafenbetreiber, Fraport, und die Lufthansa mit einer gerichtlichen Verfügung das Ende des Streiks.

Neben der 3500 Mitglieder starken GdF machte auch die UFO, die Organisation unabhängiger Flugbegleiter, die rund 10.000 Stewards und Stewardessen zu ihren Mitgliedern zählt, mobil. Im September brach sie den größten Flugbegleiterstreik der Geschichte der Lufthansa vom Zaun und erkämpfte eine Lohnerhöhung um 3,95 Prozent.

Tarifeinheit als Lösung?

Aber nicht nur in der Luftfahrt ließen Kleingewerkschaften mit selbstbewussten Aktionen aufhorchen. Im März 2011 etwa legte die Minigewerkschaft der Lokführer den deutschen Zugverkehr für einen Tag lahm. Die Welle von Streiks hat Bundeskanzlerin Angela Merkel im Herbst laut darüber nachdenken lassen, ob man den Kleingewerkschaften nicht mit einer gesetzlichen Tarifeinheit den Wind aus den Segeln nehmen sollte: Diese würde Betrieben aus derselben Branche – wie in Österreich – einen einzigen Tarif zur Entlohnung vorschreiben. Passiert ist bisher nichts. Deshalb versuchen die geschädigten Goliaths der Luftfahrt, sich gegen die Davids nun auf dem Klagsweg durchzusetzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2013)

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