Amazon hält an Trenkwalder-Personal fest

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Trenkwalder c EPA FRANK LEONHARDT
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Gegen den österreichischen Personaldienstleister Trenkwalder laufen nach einer TV-Reportage über den Online-Händler Amazon Ermittlungen.

Der Online-Versandhändler Amazon arbeitet in Deutschland weiter mit dem österreichischen Personaldienstleistungskonzern Trenkwalder zusammen, bestätigte Amazon. Gegen Trenkwalder läuft wegen der schlechten Bedingungen von Amazon-Leiharbeitern eine Sonderprüfung des deutschen Arbeitsministeriums. Sollten sich die Verdachtsmomente erhärten, könnte Trenkwalder seine Lizenz in Deutschland verlieren, hatte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen am Wochenende angekündigt.

Trenkwalder hat gestern sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen und behauptet, dass die Prüfung der Bundesagentur für Arbeit (BA) "die öffentlich vorgebrachten Anschuldigungen nicht bestätigt" habe. Dem widersprach das Arbeitsministerium - die Prüfung sei nach wie vor im Gange, Ergebnisse werden im Laufe der Woche erwartet, sagte eine Sprecherin. Von Trenkwalder war vorerst kein Statement zu erhalten.

"Katastrophal schlechte Konditionen"

Amazon verliert indes in Deutschland Geschäftspartner. Zwei kleine Buchverlage haben dem Online-Versandhändler schon den Rücken gekehrt. Der VAT Verlag aus Mainz nahm die "erhebliche Empörung über die unglaublichen Bedingungen, mit denen Sie dem bekannten ARD-Bericht zufolge Ihre Mitarbeiter behandeln", zum Anlass, den 2008 geschlossenen Kooperationsvertrag zu kündigen, wie Verleger Andre Thiele in einem offenen Brief schreibt.

Ein weiterer Grund für die Beendigung der Zusammenarbeit seien die "katastrophal schlechten Konditionen, die Sie mir als Kleinverleger gewährten". Das Amazon-Geschäftsmodell im Vertrieb lasse weder Lieferanten noch eigenen Mitarbeitern Luft zum Atmen, moniert der Verleger.

"Überzogene Rabattforderungen"

"Wer soll denn meine Bücher kaufen? Ihre misshandelten Leiharbeiter etwa? Da lachen ja die Hühner. Und die Nazi-Schläger, die Sie laut ARD eingesetzt haben, lesen, fürchte ich, meine Bücher auch nicht", schreibt Thiele.

Zuvor hatte schon der Verlag Ch. Schroer Amazon öffentlich "Adieu" gesagt, Christopher Schroer führte ebenfalls "unfaire Praktiken" ins Treffen und wirft Amazon etwa vor, an kleine Zulieferer "überzogene Rabattforderungen" von 55 Prozent zu stellen und sich vertraglich einen "unglaublichen Skontorahmen" einräumen zu lassen.

Drogeriekette dm überlegt Zusammenarbeit

Auch die Drogeriekette dm überdenkt nun die Zusammenarbeit mit Amazon, ebenso wie der Textilhersteller Trigema, berichtet die "Neue Westfälische Zeitung" am Mittwoch. "Wir haben die Vorwürfe sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen", wird dm-Geschäftsführer Erich Harsch zitiert. Sein Unternehmen erwarte, dass Kooperationspartner sich "menschengerecht" verhalten. Andernfalls werde die Zusammenarbeit "kritisch hinterfragt".

Abseits der Leiharbeitsaffäre gerät Amazon in Deutschland auch ins Visier der Wettbewerbshüter. Das deutsche Kartellamt prüft, ob die Preisauflagen für Händler, die ihre Waren über Amazon verkaufen, gegen das Kartellverbot verstoßen. Die Amazon-Partner dürfen ihre Produkte nämlich anderswo im Internet nicht billiger anbieten, da dies laut Kartellamt eine Beschränkung des Wettbewerbs darstellen könnte.

(APA)

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