Zinsskandal: Europas Banken werden verschont

(c) dapd (Mario Vedder)
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EU-Kommissar Almunia will im Skandal um Zinsmanipulationen Vergleiche mit Banken abschließen. Milliardenstrafzahlungen sind damit vom Tisch.

Paris/Reuters. Der Zinsskandal wird für die Banken offenbar weniger gravierende Folgen haben als erwartet, die Institute dürfen auf Milde hoffen. Ein zügiger Abschluss der Untersuchungen habe für EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia Priorität, hieß es am Freitag. Daher biete die Kommission den ins Visier geratenen Banken umfassende Vergleiche zur Beendigung des Skandals um Zinsmanipulationen an – mit Auflagen, aber ohne Strafzahlungen.

„Almunia will die Sachen bis Jahresende entschieden haben“, sagte ein Insider. Der Kommissar, dessen Amtszeit Ende 2014 endet, erklärte in Paris, dass er anders als die Behörden in den USA und Großbritannien keine Einzellösungen mit den Geldhäusern anstrebe, sondern einen Gesamtvergleich.

Hohe Strafen in den USA

Ein Abwenden potenziell heftiger Strafzahlungen in der EU dürfte bei den betroffenen Banken für Erleichterung sorgen. Denn im Zuge der Ermittlungen in den USA und Großbritannien mussten die Schweizer Großbank UBS sowie die britischen Häuser Barclays und Royal Bank of Scotland zusammen bereits 2,6 Mrd. Dollar (zwei Mrd. Euro) zahlen. Weltweit sind mehr als ein Dutzend Geldhäuser ins Visier der Finanzaufseher geraten. Händler der Institute sollen jahrelang vor und während der Finanzkrise Referenzzinssätze wie den Libor und den Euribor zu ihren Gunsten manipuliert haben. Dadurch konnten sie Handelsgewinne einstreichen.

Die Zinssätze werden einmal täglich ermittelt und sind die Basis für weltweite Finanztransaktionen im Volumen von mehr als 500 Billionen Dollar. Die Sätze beruhen auf den Angaben der Banken zu ihren Refinanzierungskosten. Das System soll nach dem Willen vieler Regulierer wegen der Manipulationsanfälligkeit geändert werden. Das kann aber noch dauern.

Im Rahmen der Vergleiche biete Almunia den Banken Straffreiheit an, wenn sie etwa ihr Meldesystem ändern, hieß es am Freitag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2013)

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