US-Banken sind bei der Bewältigung der Krise besser

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In Europa steigen die faulen Kredite, in den USA geht es den Banken wieder blendend. Ein Grund: In der EU werden viele Krisenbanken am Leben erhalten.

Wien. Die Finanzkrise hat in den USA begonnen, doch die dortigen Banken verbuchen wieder Milliardengewinne. Sie haben mittlerweile einen so dicken Kapitalpolster aufgebaut, dass sie auch einen erneuten dramatischen Wirtschaftsabschwung bewältigen können. Dies zeigt der jüngste Stresstest der Notenbank Federal Reserve (Fed). Überprüft wurden die 18 größten US-Finanzkonzerne. 17 haben die Belastungsprobe bestanden. „Die US-Banken verfügen über eine viel stärkere Kapitalausstattung als vor der Finanzkrise“, erklärte die Fed. Durchgefallen ist nur „Ally Financial“, eine frühere Tochter des Autokonzerns General Motors.

Bei dem Stresstest wurde ein besonders ungünstiges Szenario simuliert: Ein Crash an der Börse von 50 Prozent, ein Rückgang der Immobilienpreise um 20 Prozent und ein Anstieg der Arbeitslosenquote auf zwölf Prozent. Banken, die trotz dieser Annahmen eine Kernkapitalquote von über fünf Prozent aufweisen konnten, haben den Test bestanden. Mit 8,3 Prozent erreichte die Citigroup einen besonders guten Wert.

Das Resultat der Fed-Prüfung ist keine Überraschung. Die US-Banken, die dem Einlagensicherungsfonds FDIC angehören, verdienten im Vorjahr in Summe 141,3 Milliarden Dollar (106 Milliarden Euro). Das ist ein Plus von 19 Prozent gegenüber 2011 und das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte. Nur im Jahr 2006 gab es mit 145,2 Milliarden Dollar einen höheren Gewinn. Begründet wird das gute Abschneiden mit dem Rückgang der faulen Kredite.

In Europa gibt es dagegen eine andere Entwicklung. Laut Angaben des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young stiegen im Euroraum die Problemkredite zuletzt auf einen Rekordwert von 918 Milliarden Euro. Schlimm ist die Situation vor allem in Südeuropa.

USA: Hunderte Bankpleiten

Die US-Banken haben die Krise also schneller bewältigt, und das hat mehrere Gründe:

•Konsolidierung: Seit 2008 wurden in den USA rund 300 marode Geldinstitute geschlossen. Die Konsolidierung ist noch nicht abgeschlossen. Auch im Vorjahr schlitterten über 50 Institute in die Insolvenz. Für die Spareinlagen der Kunden kam der Einlagensicherungsfonds auf.

In Europa dagegen werden viele Institute, die in Schwierigkeiten geraten sind, aufgefangen und am Leben erhalten. In Österreich rettete der Bund die Kommunalkredit, das Volksbanken-Institut ÖVAG und die Hypo Alpe Adria vor der Pleite. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) hofft, diese Banken später verkaufen zu können. Ob das gelingt, ist fraglich.


•Aufräumen nach Staatseinstieg: In den USA beteiligte sich der Staat an Großbanken und sicherte sich dabei Mitspracherechte. Die Institute mussten daher 2009 und 2010 harte Sanierungsschritte setzen. Unrentable Bereiche wurden abgestoßen. Die Geldhäuser verbuchten damals Milliardenverluste, gingen aber letztendlich gestärkt aus der Krise hervor.

Vor Kurzem verkaufte die US-Regierung die letzten Anteile an der Citigroup. Der Steuerzahler verdiente an der Rettungsaktion über zehn Milliarden Dollar. In Europa gehen die Banken bei den Aufräumarbeiten nicht so radikal vor. In Österreich stellte der Staat einigen Großbanken Geld zur Verfügung, verzichtete aber auf Mitspracherechte.

Umstrittene Hilfe der Notenbank

•Hilfe der Notenbanken: In den USA fluteten die Währungshüter gleich zu Beginn der Krise die Märkte und stellten den Banken billiges Geld zur Verfügung. Die Europäische Zentralbank tat dies viel später. Die expansive Geldpolitik ist umstritten. Denn damit werden die Sparer quasi enteignet, weil die Zinsen niedriger sind als die Inflationsraten.

Auf einen Blick

17 von 18 US-Großbanken sind für die nächste Krise gewappnet. Dies zeigt der jüngste Stresstest, der von der US-Notenbank Fed durchgeführt wurde. In Europa dagegen kämpfen viele Finanzinstitute noch immer mit faulen Krediten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2013)

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