Italien zittert vor Anleiheemission

Italien zittert Anleiheemission
Italien zittert Anleiheemission(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
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Nachdem die Ratingagentur Fitch Italien herabgestuft hat, könnte es für das Land teurer werden, sich neu zu verschulden.

Rom/Reuters/Dpa. Auf das Ergebnis der Italien-Wahl, die de facto ein politisches Patt bedeutet, haben die Märkte noch relativ gelassen reagiert. Beim Euro und bei italienischen Staatsanleihen gab es Kursverluste, die aber moderater ausfielen als befürchtet. Doch am vergangenen Freitag hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des schuldengeplagten Krisenlandes von A- auf BBB+ herabgestuft.

Das ist drei Stufen über Ramschniveau. Die Fitch-Experten halten die Bildung einer stabilen Regierung in den kommenden Wochen für unwahrscheinlich. Die gestiegene Unsicherheit stelle einen „Schock“ für die Realwirtschaft dar, die sich bereits in einer tiefen Rezession befinde. Fitch droht Italien eine weitere Herabstufung an, denn der Ausblick für das Rating ist „negativ“. Wie die Märkte auf diese Entscheidung reagieren, wird sich bei zwei Anleiheemissionen in der nächsten Woche zeigen. Der Eurokurs und der italienische Anleihemarkt reagierten zunächst kaum auf die Entscheidung von Fitch.

Am Dienstag will das italienische Finanzministerium Geldmarktpapiere mit einjähriger Laufzeit im Volumen von 7,75 Milliarden Euro begeben. Am Mittwoch folgt eine Auktion anderer Schuldpapiere über bis zu 7,25Milliarden Euro. Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit verteuert häufig die Geldbeschaffung für ein Land. In diesem Fall könnte Italien aber zugute kommen, dass die Ursache für die Herabstufung (das Wahlergebnis) auf dem Markt schon bekannt ist. Wirtschaftsminister Vittorio Grilli äußerte sich am Samstag zuversichtlich, dass die Auktionen erfolgreich über die Bühne gehen.

„Ich erwarte nicht, dass die Herabstufung kurzfristig zu großem Druck führt“, sagte ING-Analyst Alessandro Giansanti. „Aber sie wird sicher signalisieren, dass die Ratingagenturen bereit sind, ihre Beurteilung Italiens zu prüfen und zu senken, sollte die politische Unsicherheit fortdauern.“

Wirtschaft in schwerer Rezession

Die beiden anderen großen Ratingagenturen halten an ihren Bewertungen vorläufig fest. Doch hat auch Moody's mit einer Abstufung gedroht, da dem Land politischer Stillstand drohe. Konkurrent Standard & Poor's bewertet Italien wie Fitch mit BBB+, Moody's eine Note schlechter mit Baa2. Laut Fitch dürfte die italienische Wirtschaft im Jahr 2013 um 1,8 Prozent schrumpfen. Im Jahr 2012 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 2,4 Prozent gefallen. Die Rezession in Italien sei bereits eine der schwersten in Europa, schreibt Fitch in seinem Kommentar.

Auch die Aktienmärkte könnten empfindlich auf die Herabstufung reagieren. Bis dato nahmen sie das Wahlergebnis gelassen. Die Mailänder Börse rutschte kurzfristig ab, in der Vorwoche profitierte aber auch sie von der weltweit guten Börsenstimmung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2013)

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