Solarworld verschiebt Bilanzvorlage

Frank H. Asbeck
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Zwei Anleihen über 550 Millionen Euro drücken auf die Schuldenlast. Mit einem Schutzschirmverfahren könnte der einstige Vorzeigekonzern Zeit gewinnen.

Das Ringen um das finanzielle Überleben von Solarworld zieht sich hin. Der um seine Zukunft kämpfende einstige Vorzeigekonzern Solarworld verschiebt seine Bilanzvorlage wegen laufender Restrukturierungsverhandlungen mit den Gläubigern. Der Solarworld-Vorstand arbeite mit Hilfe von Görg Rechtsanwälte und der Investmentbank Houlihan Lokey zurzeit an einem Restrukturierungskonzept, teilte das Unternehmen am Dienstag in einer Pflichtmitteilung mit. "Die Gespräche mit den Gläubigern verlaufen konstruktiv", heißt es darin.

Ursprünglich sollte die Bilanz am 21. März 2013 vorgelegt werden. Ein neuer Termin für die Bilanzvorlage wurde zunächst nicht genannt. "Sobald das Restrukturierungskonzept beschlossen ist, wird die Solarworld AG die Öffentlichkeit darüber informieren und den Jahresfinanzbericht im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz und einer Analystenkonferenz vorstellen", heißt es in der Mitteilung.

Die Krise in der Solarbranche und der harte Wettbewerb mit China brachten den Konzern in Bedrängnis. Ende September hatte Solarworld langfristige Schulden von 1,04 Milliarden Euro. Wegen des branchenweiten Preisverfalls war der Konzern im dritten Quartal 2012 tiefer in die roten Zahlen gerutscht und hatte einen Verlust von rund 69 Millionen Euro erlitten.

Spezialisten in Stellung gebracht

Dazu haben sich das Unternehmen und seine Gläubiger den Rat hochrangiger Sanierungsexperten gesichert. Für Solarworld ist der prominente Anwalt Hans-Gerd Jauch aus der Kölner Kanzlei Görg unterwegs, um die Chancen für das Unternehmen auszuloten. "Hans-Gerd Jauch berät uns seit Monaten", bestätigte Asbeck am Dienstag. Jauch ist auch Insolvenzverwalter des Handelskonzerns Arcandor. Auch die auf Restrukturierungen spezialisierte Investmentbank Houlihan Lokey berate Solarworld.

Gläubiger von Solarworld haben Kreisen zufolge ihrerseits die ebenfalls auf Insolvenzen und Sanierungen spezialisierte Kanzlei Schultze & Braun engagiert. "Sie bereiten sich damit auf alles vor", sagte ein Teilnehmer der Verhandlungen.

Neues Schutzschirmverfahren möglich

Jauch gilt als Kenner des neuen, seit einem Jahr geltenden deutschen Insolvenzrechts. Er wollte sich zu seinen Plänen für Solarworld auf Anfrage nicht äußern. Das mit dem neuen Recht eingeführte Schutzschirmverfahren gibt Firmen - ähnlich wie im "Chapter 11"-Verfahren in den USA - die Möglichkeit, sich vor der Zahlungsunfähigkeit drei Monate lang vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen und unterdessen ihre Finanzen zu ordnen. Mit dem Schutzschirm könnte Solarworld Zeit gewinnen. In diesem Verfahren behält der Vorstand unter Aufsicht eines externen Sachwalters das Heft in der Hand. Zahlungsunfähig sein darf das Unternehmen dazu noch nicht.

Solarworld ächzt unter einer Schuldenlast von einer Milliarde Euro. Zwei Anleihen über zusammen 550 Millionen Euro werden 2016 und 2017 fällig. Asbeck, der auch Großaktionär von Solarworld ist, hatte die Liquidität zuletzt auf 220 bis 230 Millionen Euro beziffert. Er hatte im Jänner von den Gläubigern "gravierende Einschnitte" bei den Verbindlichkeiten gefordert, um das Überleben der Solarfirma zu sichern.

Anleihen als größte Verbindlichkeiten

Dass der Schutzschirm in der Praxis oft in ein Insolvenzverfahren mündet, schreckt die Gläubiger nach den Worten eines beteiligten Investmentbankers ab. Sie könnten deshalb auch einfach auf einen Teil der Zinsen und Tilgung der Kredite und Anleihen verzichten, um Solarworld zu entlasten. "60 Prozent sind immer noch besser als Null", sagte der Banker. Allerdings entfällt der größte Teil der Verbindlichkeiten auf Anleihen. Die Vielzahl der Anleihen-Käufer und die unterschiedlichen Interessen erschweren eine Verständigung über neue Konditionen. Das Schuldverschreibungsgesetz fordert für Änderungen an den Bedingungen der Anleihen eine Mehrheit von 75 Prozent.

Gläubigerbanken und Profi-Investoren könnten im Gegenzug für den Teilverzicht auch eine Beteiligung am Eigenkapital fordern, um die Verluste durch einen erhofften Anstieg des Aktienkurses wieder aufzuholen. Damit würden die bisherigen Aktionäre an den Rand gedrängt. Doch die Verhandlungen über einen Schuldentausch würden laut Experten zu lange dauern. Einige Gläubiger erwarten von Asbeck eine Kapitalspritze für Solarworld - doch dazu dürfte er nur bereit sein, wenn das Unternehmen damit auch gerettet werden kann. Doch nicht nur deshalb ist der Firmengründer wohl der Schlüssel zur Lösung. Asbeck gilt nicht nur als Galionsfigur der deutschen Solarbranche, sondern genießt auch das Vertrauen vieler Kunden.

(APA/Reuters)

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