Buffett steigt bei Goldman Sachs ein

Buffett Goldman Sachs
Buffett Goldman Sachs(c) Reuters (RICK WILKING)
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In den USA haben die Finanzkonzerne die Krise überwunden. Der Investor Warren Buffett wird für über eine Milliarde Dollar ein Aktienpaket an Goldman Sachs übernehmen.

New York. In Europa kämpfen viele Banken noch immer mit Problemen. Am Mittwoch erklärte die „Bank of England“, dass die britischen Finanzinstitute um 25 Milliarden Pfund (29,5 Milliarden Euro) unterkapitalisiert sind. Die Lücke muss bis Jahresende gefüllt werden. Auch die Deutsche Bank steht vor einigen Herausforderungen. Im Vergleich zu den internationalen Wettbewerbern sei die Kapitaldecke der größten Bank Deutschlands nach wie vor dünn, erklärten am Mittwoch die Analysten der Ratingagentur Standard & Poor's. Sie sehen die Gefahr, dass sich das Kapital nicht so schnell aufstocken lässt wie geplant, falls sich die Lage in der Eurozone wegen der Zypern-Krise weiter verschärft. Entsprechend schlecht haben sich zuletzt die Aktien von europäischen Banken entwickelt.

Hunderte US-Banken geschlossen

Viel besser sieht die Lage in den USA aus. Die amerikanischen Finanzkonzerne verbuchen wieder Milliardengewinne. Denn anders als in Europa wurden in den USA seit 2008 hunderte marode Geldinstitute geschlossen. Die verbliebenen Großbanken mussten harte Sanierungsschritte setzen und gingen somit gestärkt aus der Krise hervor. Der US-Starinvestor Warren Buffett glaubt an die Zukunft der US-Finanzbranche und will sich an Goldman Sachs beteiligen. „Wir beabsichtigen, einen nicht unerheblichen Anteil an Goldman Sachs zu halten“, erklärte Buffett.

Weltweit werden die Anlage-Entscheidungen des Investors genau beobachtet. Buffett ist darauf spezialisiert, unterbewertete Aktien aufzuspüren und später teuer weiterzuverkaufen. Als die Finanz- und Wirtschaftskrise im Herbst 2008 ihren Höhepunkt erreichte, konnte sich Goldman Sachs auf die Hilfe von Buffett verlassen. Neun Tage nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers gewährte der Investor dem Institut einen Notkredit von fünf Milliarden US-Dollar. Er kassierte dafür zehn Prozent Zinsen pro Jahr und sicherte sich einen Aufschlag bei der Rückzahlung. Mittlerweile ist das Geld längst zurückgeflossen.

Es existiert aber noch eine Vereinbarung, dass Buffett innerhalb von fünf Jahren über Optionsscheine ein Aktienpaket an Goldman Sachs übernehmen kann.

Diese Optionsscheine wird Buffett im Herbst 2013 einlösen. Am 1. Oktober 2013 soll der Investor den zugesagten Anteil an der Bank erhalten. Die genaue Höhe steht noch nicht fest. Sie richtet sich nach dem Aktienkurs von Goldman Sachs im Oktober. Würde Buffett aber seine Optionsscheine derzeit verkaufen, könnte er einen Gewinn von 1,4 Milliarden US-Dollar machen. Doch er hat sich entschieden, direkt bei der Bank einzusteigen, weil er davon ausgeht, dass der Aktienkurs mittelfristig weiter steigen wird.

Der Einfluss von Goldman Sachs

Buffett hat der Bank of America während der Finanzkrise ebenfalls Milliarden geliehen. Gegenwärtig hält er auch Aktien an den auf Privatkunden ausgerichteten US-Großbanken Wells Fargo und US Bancorp. Goldman Sachs gehört zu den größten Investmentbanken weltweit. Seit Jahren kursieren Verschwörungstheorien über das Institut. Denn viele ehemalige Mitarbeiter sitzen jetzt an Schaltstellen der Wirtschaft.

So war der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, zuvor Vizepräsident von Goldman in London. Die amerikanische Bank hat Griechenland in der Vergangenheit geholfen, die Staatsschulden kleinzurechnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2013)

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