Auslandsinvestitionen: China kauft groß in Europa ein

China Auslandsinvestitionen.
China Auslandsinvestitionen. (c) EPA (FRANCK ROBICHON)
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Ein Drittel der gesamten Mittel für Firmenbeteiligungen floss im Vorjahr nach Europa. Laut einer Studie geht es weniger um Macht als um Wissen.

Hamburg/Wien/Red. Zuerst überschwemmen sie Europa mit Billigprodukten und nun kaufen sie die Industrie auf. Sie – das sind die Chinesen, und die Meinung kommt nicht von ungefähr. Denn China investiert so viel Geld in europäische Unternehmen wie noch nie. 12,6 Mrd. Dollar, ein Fünftel mehr als 2011, flossen im vergangenen Jahr in Beteiligungen an europäischen Firmen. Das bedeutet, dass ein Drittel der gesamten chinesischen Auslandsinvestitionen in Europa landet, zitiert „Die Welt“ aus einer Studie der Beteiligungsgesellschaft ACapital über die Kapitalflüsse aus China.

Vor allem Staatsfonds stünden hinter der Expansion: Sie stellten 86Prozent aller Übernahmen und Anteilskäufe. Wobei die Chinesen nicht immer das Sagen haben wollen – es gehe ihnen eher darum, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, sagt Andre Loesekrug-Pietri, Gründer und Chef von ACapital. Bei 58Prozent aller Deals geht es um Minderheitstransaktionen.

Fußball und Flughafen

Im Vorjahr stieg etwa der chinesische Staatsfonds CIC mit zehn Prozent beim größten britischen Flughafen, Heathrow, ein. Der CIC hat auch Anteile am französischen Satellitenbetreiber Eutelsat erworben, ebenso wie am britischen Wasserversorger Thames Water. Eine chinesische Investorengruppe erwarb 15Prozent am italienischen Fußballklub Inter Mailand. Bright Food übernahm die Mehrheit am britischen Frühstücksflocken-Hersteller Weetabix.

Just in Zeiten, in denen von einer De-Industrialisierung Europas die Rede ist, drängt das an der Bevölkerung gemessen größte Land auf den Alten Kontinent. „Die Chinesen scheinen mehr an die europäische Industrie zu glauben als die Europäer selbst“, sagt Loesekrug-Pietri. Es ginge auch nicht nur um günstige Gelegenheiten. Vielmehr wandle sich das Bild vom Billiglohnland rasant, meint der Experte. „Steigende Löhne machen für chinesische Unternehmer ein neues Geschäftsmodell nötig.“ Deshalb fließe Geld vor allem in Versorger, Transportunternehmen und Konsumgüterhersteller.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

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