US-Firmen verlieren Lust auf Österreich

Friedrich Rödler
Friedrich Rödler(C) PWC
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Österreich lockt amerikanische Unternehmer durch Lebensqualität und qualifizierte Arbeitskräfte. Die hohen Steuern werden aber zunehmend zum Problem.

Wien/Hie. Die Vertreter amerikanischer Unternehmen in Österreich fühlen sich hierzulande zwar wohl. Aber sie hätten zunehmend Schwierigkeiten, in den Firmenzentralen in den USA zu argumentieren, warum sich ein Österreich-Sitz noch auszahlt. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Amerikanischen Handelskammer in Österreich (AmCham) unter amerikanischen Tochterunternehmen mit Sitz in Österreich. „Wir sind besorgt um den Standort Österreich. Wir glauben, dass die Attraktivität nicht ausreichend gefördert wird“, sagt Daniela Homan, Generalsekretärin der Amerikanischen Handelskammer in Österreich.

17 Prozent der befragten Firmenvertreter finden, dass die Attraktivität des Standortes Österreich im letzten Jahr abgenommen hat (etwa so viele wie vor einem Jahr). Drei Viertel der Befragten sagten, Österreich sei als Unternehmensstandort gleich attraktiv geblieben. „Es ist nicht so, dass wir schlechter geworden sind. Die anderen sind besser geworden“, sagt Friedrich Rödler, Senior Partner bei PwC Österreich und Mitglied im AmCham-Vorstand. Die Konkurrenz aus Osteuropa sei nicht zu unterschätzen, sagt Homan. „Es hat sich herumgesprochen, dass man in Warschau, Prag und Bratislava gut leben kann.“

Nicht auf Vorzügen ausruhen

Österreich punkte bei US-Unternehmern mit Lebensqualität, Infrastruktur und qualifizierten Arbeitskräften, wie die Umfrage ergeben hat. Wobei sich letzterer Faktor verschlechtere, wie Rödler sagt. Weniger gut finden die US-Firmen den stark regulierten Arbeitsmarkt, die hohe Unternehmensbesteuerung und vor allem die saftigen Lohnnebenkosten. „Eine Diskussion über eine sechste Urlaubswoche ist auch nicht hilfreich“, so Rödler. Homan kritisiert, dass diese Faktoren relativ leicht zu ändern wären. Größtenteils würde ein Gesetz reichen. „Wir müssen uns klar sein, dass wir im Wettbewerb zu Deutschland, den skandinavischen und anderen Ländern stehen“, so Rödler. Die Vorzüge des Standortes Österreich seien nichts, worauf man sich ausruhen dürfe.

Sehr positiv beurteilen Rödler und Homan das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. Auch 63 Prozent der befragten Unternehmensvertreter rechnen mit positiven Auswirkungen des Abkommens auf den Wirtschaftsstandort Österreich. Nur 29Prozent gehen aber davon aus, dass sich das Abkommen positiv auf das eigene Unternehmen auswirken werde. 67 Prozent erwarten keine Auswirkungen auf die eigene Firma. Bis das Abkommen unter Dach und Fach ist, dürfte es aber ohnehin noch eine Weile dauern – Optimisten rechnen mit Ende 2014.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

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