Shell bohrt in Rekordtiefe

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In fast drei Kilometern Tiefe will Shell im Golf von Mexiko nach Öl bohren. Die tiefste Bohrung aller Zeiten.

London/Reuters/Red. Tiefer als je eine Ölbohrung zuvor: Shell will im Golf von Mexiko in einer Rekordtiefe von fast drei Kilometern unter dem Meeresspiegel Öl und Gas fördern. Die Produktion solle bis zum Jahr 2016 aufgenommen werden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Royal Dutch Shell hat die Energievorkommen gut 300 Kilometer südwestlich von New Orleans im Jahr 2005 entdeckt. Das Öl und Gas soll mithilfe einer sogenannten Produktions- und Lagereinheit gefördert werden, weil sich Pipelines bei den Tiefen nicht mehr rechnen. Bei den Anlagen handelt es sich meist um umgebaute Tanker.

Die Förderung von Öl in großen Tiefen ist teuer und riskant. So explodierte vor drei Jahren die Ölbohrplattform Deepwater Horizon des Shell-Konkurrenten BP. Ihr Standort: der Golf von Mexiko. Bei dem Unfall kamen elf Arbeiter ums Leben. Das Feld, das Shell jetzt ausbeuten will, liegt etwa doppelt so tief unter dem Meeresspiegel wie die Quelle, aus der damals wochenlang Öl in den Golf strömte.

Trotz der Kosten und Risken setzen Energiekonzerne auf weit von der Küste entfernte Projekte. So plant auch Exxon, ein Projekt im Golf von Mexiko zu erschließen. Viele Ölvorkommen, die heutzutage entdeckt werden, befinden sich mehr als 1500 Meter unter dem Meeresspiegel.

„Mad Dog“ liegt auf Eis

Die US-Regierung von Präsident Barack Obama verhängte nach dem Unfall der Deepwater Horizon ein vorübergehendes Moratorium über Bohrungen im Golf von Mexiko. Die jetzt angekündigte neue Shell-Plattform zeigt aber, dass am Ende des Tages ökonomische Zwänge vor symbolischer Politik gehen.

Die USA gehören zu den größten Erdölimporteuren der Welt – eine Achillesferse der US-Wirtschaft. Neue Fördertechniken sollen die USA auch wieder zu einem großen – vielleicht sogar dem allergrößten – Ölproduzenten machen. Aber der Widerstand in der Bevölkerung gegen umweltschädliche Ölförderung wächst.

Shells neue Pläne zeigen jedoch, dass die Ölfirmen an die Zukunft teurer Förderstellen glauben. Man erhofft sich, 50.000 Barrel Öl pro Jahr zu fördern. BP ist vorsichtiger: Die neueste Bohrinsel im Golf von Mexiko mit dem Projektnamen „Mad Dog“ liegt auf Eis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2013)

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