Anleihen: Rallye bei „Junkbonds“ macht Pause

JP Morgan zählt zu jenen Banken, die sich mit Junkbonds eindecken.
JP Morgan zählt zu jenen Banken, die sich mit Junkbonds eindecken. (c) REUTERS (EDUARDO MUNOZ)
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Sogenannte „Junkbonds“, das sind Anleihen von Unternehmen mit schlechter Bonität, haben sich zuletzt etwas verbilligt. Nun steigen Private aus – und Banken ein.

Frankfurt/Bloomberg/red. Nachdem die Kurse von „Junkbonds“ von ihren Rekordhochs zurückgekommen sind, greifen jetzt die Banken zu. „Junkbonds“ sind Anleihen von Unternehmen mit einem Bonitätsrating von „BB“ oder noch schlechter. Das Ausfallrisiko ist höher als bei Anleihen mit „Investmentgrade“, Dafür gibt es bessere Zinsen.
Experten meinen, dass das Rendite-Risiko-Verhältnis bei Anleihen knapp unter Investmentgrade (also bei solchen mit „BB“) am besten ist, da viele Fonds in solche Anleihen nicht mehr investieren dürfen und die Firmen den Investoren daher bei geringfügig höherem Risiko deutlich höhere Zinsen bieten müssen als bei einem BBB-Rating.

Niedrige Zinsen nützen Firmen

In den ersten beiden Maiwochen haben die Banken der Wall Street ihre Bestände an Anleihen mit einem „Ramsch-Rating“ aufgestockt, während Anleger börsengehandelte Fonds (ETFs), die in die Papiere investieren, abgestoßen habe. Die 21 Primärhändler, die mit der Federal Reserve Geschäfte machen, haben in den zwei Wochen bis 15. Mai ihre Nettopositionen an Junkbonds um 37 Prozent auf 7,7 Mrd. Dollar (sechs Mrd. Euro) erhöht. Indes berichteten US-Hochzinsfonds in der vergangenen Woche von Nettoabflüssen von 400 Mio. Dollar, wobei per Saldo 520 Mio. Dollar aus ETFs abgezogen wurden, wie aus Daten der Bank of America hervorgeht.

Die Händler saugen die auf den Markt kommenden Papiere auf, denn Banken von JP Morgan bis Barclays gehen davon aus, dass die Nachfrage sich wieder erholen wird. Der durchschnittliche Kurs von Schrottanleihen in den USA ist auf 106,2 Cent je Dollar Nominalwert gesunken, nachdem er am 9. Mai ein Rekordhoch von 107,2 Cent erreicht hat, wie Indexdaten der Bank of America Merrill Lynch zeigen. In der Woche zum 17. Mai haben Emittenten mit einer spekulativen Bonitätseinstufung neue Anleihen im Volumen von 17,2 Mrd. Dollar auf den Markt gebracht. Sie wollten die niedrigen Zinsen nutzen – der Leitzins liegt das fünfte Jahr in Folge bei etwa null.

Hochzinsanleihen haben seit 2008 einen durchschnittlichen jährlichen Ertrag von 21 Prozent eingebracht, nachdem die Fed mehr als 2,5 Billionen Dollar in das Finanzsystem gepumpt hat, um das Wachstum anzukurbeln. Die Renditen von auf Dollar lautenden Junkbonds sind am 9. Mai auf ein Tief von 5,98 Prozent gefallen, nach 19,5 Prozent Ende 2008. Investoren von Pensionsfonds bis hin zu Versicherungsgesellschaften stecken Geld in Junkbonds, was es den Unternehmen ermöglicht hat, in den USA in diesem Jahr 188,8 Mrd. Dollar über derartige Papiere aufzunehmen. Mehr als 70 Prozent der neu begebenen Bonds werden von Investmentfonds aufgekauft, die auf Privatpersonen ausgerichtet sind, die täglich Anteile kaufen oder verkaufen können, so Stephen Siderow von BlueMountain Capital Management.

Keine Trendwende in Sicht

Zwar werde sich die Marktstimmung für Hochzinsanleihen letztlich verschlechtern, aber eine Trendwende sei in naher Zukunft nicht zu erwarten, weil Zentralbanken von den USA bis Japan an ihren Bondkaufprogrammen zur Ankurbelung der Weltwirtschaft festhalten, erläutert Todd Youngberg von Aviva Investors in Chicago. „Es gibt so viel Nachfrage nach Hochzinspapieren, dass sie das Angebot übertrifft“, sagte er. „Die Leute glauben, es sei jetzt schmerzhaft, wenn sie nicht kaufen können; sie sollen einmal abwarten, wenn sie nicht mehr verkaufen können.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2013)

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