Steuern sparen: Deutsche Firmen rechnen sich ärmer

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Die Unternehmen zahlen pro Jahr 92 Milliarden zu wenig Steuern. Das ergibt eine umstrittene Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Deutsche Konzerne schleusen einem Zeitungsbericht zufolge Gewinne in Milliardenhöhe am Fiskus vorbei. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnete eine Lücke von etwa 92 Milliarden Euro zwischen den nachgewiesenen Gewinnen der Unternehmen und den steuerlich erfassten Profiten nach den jüngsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2008, wie die Zeitung "Die Welt" am Dienstag berichtete. In den Jahren seit 2000 habe dieser Betrag stets über 90 Milliarden Euro gelegen.

"Sollte unsere Schätzung stimmen, zahlten die deutschen Unternehmen zwischen 2001 und 2008 nur etwa 21 Prozent Steuern auf ihre Gewinne - und damit deutlich weniger als vom Gesetzgeber vorgesehen", sagte DIW-Steuerexperte Stefan Bach dem Blatt. Der Steuersatz für Konzerne lag laut Zeitungsbericht im Zeitraum zwischen 2001 und 2008 bei 38 Prozent. Seit 2008 müssen die Unternehmen rund 30 Prozent Steuer auf ihre Gewinne zahlen.

Die deutschen Grünen fordern daher eine regelmäßige Steuerlücken-Berechnung, wie sie in den USA üblich ist. Das deutsche Finanzministerium lehnt diesen Vorschlag jedoch ab, da dies "keinen neuen Erkenntnisgewinn bringen" würde.

Kritik an der DIW-Studie

Es gibt aber auch Kritik an der DIW-Studie. "Man muss diese Zahlen mit Vorsicht genießen", sagt Ralph Brügelmann, Steuerexterte am Institut der deutschen Wirtschaft Köln. "In die herangezogene Statistik fließen alle Ungenauigkeiten ein, alles was man sich nicht erklären kann", so Brügelmann laut "Welt"-Bericht.

Auch Winfried Fuest von der FH Mohnheim ist der Meinung, dass die Finanzstatistik nicht die wahren Steuerzahlungen der Firmen widerspiegelt. Er geht davon aus, dass Belastungen wie die Lohnsteuererstattung nicht in die Statistik eingehen. "Allein sie (die Lohnsteuererstattung, Anm.) betragen jährlich 17 Milliarden Euro", sagt er.

DIW gibt Schätzfehler zu

Experte Bach vom DIW gibt zu, dass seine Berechnung mit Schätzfehlern behaftet ist. Dennoch sei die "Untererfassung der steuerpflichtigen Gewinne" über die untersuchten Jahre auffällig. Und er weist auf einen anderen Aspekt hin: "Durch das komplizierte Steuerrecht und die magere Personalausstattung sind die Finanzbehörden nur bedingt in der Lage, einen effektiven Vollzug der Gesetze zu garantieren."

(APA/Reuters)

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