Sechs Milliarden Dollar Schwarzgeld gewaschen

Sechs Milliarden Dollar Schwarzgeld
Sechs Milliarden Dollar Schwarzgeld(c) REUTERS (CHOI BU-SEOK)
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Es ist einer der spektakulärsten Erfolge im Kampf gegen Kriminalität im Internet: Hinter dem Finanzdienstleister Liberty Reserve versteckte sich ein gigantischer Geldwäschering.

New york/Ag. Ermittler haben bei einem international koordinierten Einsatz den vermutlich weltgrößten Geldwäschering zerschlagen. Laut Anklageschrift soll die in Costa Rica ansässige Firma Liberty Reserve geholfen haben, rund sechs Mrd. Dollar (4,64 Mrd. Euro) an illegalen Einnahmen zu waschen. Es ging um Einnahmen aus Kinderpornografie, Drogenhandel sowie Betrügereien nach Hacker-Angriffen. Die wichtigsten Manager der mittlerweile geschlossenen Geldtransferfirma wurden verhaftet, einige sind jedoch noch auf der Flucht. Auch beim jüngsten Cyber-Überfall auf zwei Banken im Oman und in den Vereinigten Arabischen Emiraten, bei dem 45 Mio. Dollar gestohlen wurden, sollen die Hacker Liberty Reserve genutzt haben, um ihre Beute in Sicherheit zu bringen.

Nach Angaben der New Yorker Staatsanwaltschaft war die seit 2006 aktive Liberty Reserve das wichtigste Vehikel, mit dessen Hilfe Cyber-Kriminelle Geschäfte abwickelten. Die Firma sei eigens dazu eingerichtet worden, um Geldwäsche im Internet zu erleichtern, erklärte das US-Finanzministerium. Rund zwölf Millionen Transaktionen wurden pro Jahr abgewickelt.

Trick mit virtueller Währung

Im Mittelpunkt des Kreislaufes stand dabei die virtuelle Währung der Firma, nach den Anfangsbuchstaben „LR“ genannt, die in reales Geld getauscht werden konnte. Laut Anklageschrift, die mittlerweile bei einem New Yorker Gericht eingereicht wurde, mussten Kunden zur Eröffnung eines Kontos bei Liberty Reserve nur Namen, Adresse und Geburtsdatum hinterlegen. Die Angaben sollen aber nie überprüft worden sein. So konnten die Geschäfte weitgehend anonym abgewickelt werden. Einmal registriert konnten Nutzer gegen Bargeld jedweder Herkunft „LR“ kaufen und die Währung untereinander hin und her schieben sowie über Dritte wieder in Bargeld tauschen.

Einige ihrer anonymen Kunden überwiesen Geld beispielsweise über den Ebay-Bezahldienst PayPal oder Kreditkartengesellschaften wie Visa, MasterCard oder American Express. Die Liberty-Reserve-Kontonummern mussten dabei laut Anklage nicht offengelegt werden. Die Firma hatte mehr als eine Million Nutzer, 200.000 davon in den USA. Praktisch das komplette Geschäft habe kriminellen Hintergrund gehabt, berichten Ermittler.

Die meisten betroffenen Finanzunternehmen äußerten sich zunächst nicht zu dem heiklen Fall. PayPal teilte mit, in den vergangenen fünf Jahren keine Transaktionen erlaubt zu haben, an denen Liberty Reserve beteiligt war.

Bereits am Freitag wurden nach Behördenangaben in Spanien, Costa Rica und New York fünf Verdächtige festgenommen. Unter ihnen seien der Gründer von Liberty Reserve, Arthur Budovsky, sein Stellvertreter und ein anderer Mitgründer. Zwei weitere Manager des Finanzdienstleisters seien auf der Flucht.

Laut dem US-Finanzministerium wurde „LR“ genutzt, um eine spezielle Software zu kaufen, mit der persönliche Daten gehackt und Finanzunternehmen angegriffen werden konnten. Erst jüngst ist ein Fall bekannt geworden, in dem ein weltumspannender Hacker-Ring für Aufsehen gesorgt hat. Durch Computermanipulationen mit gefälschten Kreditkarten wurden binnen Stunden Millionen erbeutet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2013)

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