Die USA steigerten ihre Ölproduktion um ein Fünftel. Der Opec kommt ihr bester Kunde abhanden.
Wien/Auer. Das weltgrößte Ölkartell Opec kämpft gegen wachsenden Bedeutungsverlust. Vor einigen Jahren bestimmten die zwölf Mitgliedsländer noch weitgehend allein den Preis für den Rohstoff. Heute können sie das Angebot auf dem Weltmarkt über ihre akkordierten Förderquoten kaum entscheidend drücken. Jedes Fass Öl, das Saudiarabien oder Venezuela weniger produzieren, holt heute eben Amerika aus dem Boden.
In den vergangenen Jahren verwandelte sich der größte Abnehmer von Opec-Öl zu einem ernst zu nehmenden Erdölproduzenten. Dank großer Ölvorräte im amerikanischen Schiefergestein konnten die USA ihre eigene Ölproduktion im vergangenen Jahr um ein Fünftel steigern. Im Gegenzug fielen ihre Importe vor allem aus Afrika deutlich. Heute kauft das Land etwa so wenig Öl von Angola wie zuletzt 1993.
Preis wird nicht stark fallen
Diese Entwicklung bereitet der Opec große Sorgen. Sie wollen den US-Schieferölboom nun eingehend untersuchen, kündigten die Mitgliedsländer nach ihrem jüngsten Treffen in Wien an. Der Hype in den USA dürfte (zumindest kurzfristig) größere Auswirkungen haben als zunächst angenommen. Einen Preisverfall muss die Opec nicht fürchten. Denn die Förderung von Öl aus Schiefergestein ist kostspielig und rechnet sich nur bei vergleichsweise hohen Preisen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2013)