EU-Länder finanzieren Käfigeier mit

Clemens Fabry
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Während der Tierschutz in der EU verschärft wird, brüten Hennen in der Türkei, der Ukraine oder China weiterhin in Legebatterien. Die Betriebe werden auch von EU-Ländern unterstützt.

Wien. Legebatterien sind in der EU seit dem Vorjahr verboten. Österreich hat die Käfighaltung sogar komplett untersagt. Andere Länder nehmen es damit weniger genau. In der Türkei, der Ukraine oder China werden Eier weiterhin auf diese Weise produziert. Und EU-Länder finanzieren diese Haltungsform teilweise mit, wie Tierschützer kritisieren: über internationale Organisationen wie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) oder die Weltbank.

Die EBRD etwa soll zwischen 2002 und 2011 Investitionsmittel von 218 Mio. Euro für Projekte in der intensiven Tierhaltung zur Verfügung gestellt haben. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Tierschutzorganisation „Humane Society“ am Montag veröffentlicht. So wurde etwa ein Kredit von bis zu 30 Mio. Euro für den größten türkischen Eierproduzenten, Keskinoğlu, gewährt. Auch in der Ukraine und in Russland seien von der EBRD und der Weltbank Projekte mit Millionenbeträgen gefördert worden. „Es wurden genau solche Betriebe aufgerüstet, die bei uns verboten wurden“, so Nicolas Entrup, Sprecher von Humane Society. Die EU-Länder stehen in der EBRD für 63 Prozent des Kapitalanteils, Österreich hält 2,3 Prozent.

Geld vor allem für große Betriebe

Die in London ansässige Organisation sieht die Angelegenheit anders. „Die EBRD arbeitet in Ländern, die eben noch weit von den EU-Standards entfernt sind. Die Investitionen haben den Zweck, die Standards zu erhöhen“, sagt ein Sprecher zur „Presse“. In gewissen Fällen, wie etwa dem Projekt in der Türkei, sollen die Standards am Ende sogar die EU-Vorgaben übertreffen. Auch aus dem heimischen Finanzministerium, das Österreich in der EBRD vertritt, heißt es, die Bank arbeite nach EU-Standards, und Österreich unterstütze „in allen internationalen Finanzierungsinstitutionen höchstmögliche ökologische Standards“. Tatsächlich ist es die Mission der EBRD, Staaten bei Reformen zu unterstützen. Für Entrup kein Grund, sich nicht an EU-Standards zu halten – zumal vor allem in große Unternehmen investiert werde. Humane Society will, dass bei der Finanzierung von Projekten durch internationale Organisationen im Tierhaltesektor zumindest EU-Standards gelten.

In der EU ist in der Geflügelhaltung nur noch der sogenannte ausgestaltete Käfig erlaubt, in dem Hühner mehr Platz haben. Einige Länder, darunter auch Österreich und Deutschland, haben jegliche Käfighaltung untersagt. Verschärfungen gab es in der EU auch in der Schweinezucht, konkret in der sogenannten Kastenstandhaltung: Seit heuer müssen sich Muttertiere 266 statt wie bisher 205 Tage im Jahr frei bewegen können. Nach einer Übergangsfrist wird die Kastenstandhaltung von Zuchtsauen ab 2033 generell verboten.

Billige Konkurrenz für EU-Bauern

Da die Auflagen in Drittländern laxer als in der Europäischen Union sind, können die dortigen Firmen günstiger produzieren. So sind Eier aus Österreich deutlich teurer, was die heimischen Bauern spüren. Deshalb zieht in dem Fall auch das heimische Landwirtschaftsministerium mit den Tierschützern an einem Strang. „Es sollte nur dann Geld geben, wenn diese Standards den EU-Auflagen entsprechen“, heißt es dazu aus dem Ministerium.

Frische Eier, die in Supermärkten in der Europäischen Union verkauft werden, müssen gekennzeichnet sein. Ein Code auf dem Ei muss das Herkunftsland und die Haltungsform anzeigen. Auch die Betriebsnummer muss angegeben sein. Bei Eiern aus Drittländern muss ersichtlich sein, wenn sie nicht den EU-Normen entsprechen. In österreichischen Supermärkten gibt es daher zwar keine frischen Eier aus Drittstaaten. In verarbeiteten Produkten, wie etwa Kuchen oder Nudeln, aber sehr wohl. Dafür gibt es auch keine Kennzeichnungspflicht, Firmen können die Eier also auch in der Ukraine oder in Russland kaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2013)

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